Neues Deutschland: zum Ballack-Löw-Duell
Archivmeldung vom 27.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls urplötzlich all diese Finanz-Tsunamis zu toben begannen, gab es wie stets in solchen Fällen noch eine unberührte Rückzugsinsel auf dem Erdball: den deutschen Fußball. Diesmal wankt komischerweise selbst dieses Bollwerk. Was allerdings nicht ursächlich am Börsenfegefeuer liegt.
Nein, dieser deutsche Fußball legt, offenbar endgültig kopflos geworden, gerade selbst Hand an sich.
Unerhörtes ist passiert. Mitte vergangener Woche hatte Michael Ballack, Kapitän der Nationalmannschaft, den Trainer eben dieser Mannschaft, Joachim Löw, dafür kritisiert, dass der nicht immer die - nach Ballacks Meinung - Richtigen und Besten spielen lässt. Und das öffentlich, in einem Presseinterview!
Seither rotiert ein grotesker Kreisel, der jede Staatsaffäre, aus deren Spruchbeutel er sich auch fleißig bedient, in den Schatten stellt. Von Machtkampf ist die Rede, von geplantem geheimen Vieraugengespräch, von dringendst nötiger Mea culpa.
Gestern nun kündigte Herr Ballack endlich an, natürlich nicht er selbst, sondern per Erklärung durch seinen Manager, dass er sich in Kürze bei Herrn Löw entschuldigen werde. Damit schimmert also wieder Hoffnung am Horizont. Für die eherne deutsche Fußballinsel überhaupt, für Trainer und Kapitän. Dessen Solo durch den Medienwald übrigens durchaus ein erfolgreiches werden könnte. Schließlich ist die Entschuldigung ein probates Mittel, das letzte Wort zu behalten.
Quelle: Neues Deutschland