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Börsen-Zeitung: Wer wem die Feder führt

Archivmeldung vom 28.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Elliott? "So heißt der Freund meiner Tochter, mit dem hab ich neulich noch gesprochen. Sonst gibt es weiter nichts zu vermelden." Mit diesen Worten hatte sich Bayer-Chef Werner Baumann in der Bilanzpressekonferenz in einer witzigen Art des Nichtantwortens auf die Frage nach dem Sinnen und Trachten des Hedgefonds Elliott versucht. Diese Zeiten sind vorbei, wie alle Welt seit spätestens Mittwochabend weiß.

Kündigte der mit tausenden Glyphosatklagen konfrontierte Konzern zunächst an, die Prozessstrategie zu überarbeiten, innerhalb des Aufsichtsrats einen Ausschuss einzurichten, der sich ausschließlich mit diesem Themenkomplex beschäftigt, und sich für das Kontrollgremium zusätzliche Rechtsexpertise extern einzukaufen, meldete sich der Spiritus Rector der Idee kurze Zeit später zu Wort.

Ausdrücklich begrüßt der Hedgefonds Elliott die eingeleiteten Maßnahmen. Nicht wortgleich, aber sinngemäß werden die einzelnen Punkte beklatscht, so dass sich der interessierte Leser beinahe fragt, wer wem beim Schreiben die Feder führte. Auch den Umfang des Engagements, über das bis dato nur spekuliert wurde, bezifferte der Fonds des berüchtigten US-Investors Paul Singer: Aktien und vergleichbare Instrumente bringen es auf einen Gesamtwert von 1,1 Mrd. Euro, entsprechend einer Beteiligung von etwa 2%.

Allerdings machen die Aktionärsaktivisten auch unmissverständlich deutlich, dass Bayer ein erster Aufschlag gelungen ist, der aber bei weitem nicht ausreicht, um die Aktionäre zufriedenzustellen. Unterstellt wird ein Wertsteigerungspotenzial von mehr als 30 Mrd. Euro.

Kurzfristig, daran besteht auch für Elliott kein Zweifel, muss Bayer die Glyphosatklagen vom Tisch bekommen. Doch so einfach ist das nicht. Denn bevor Bayer in Vergleichsverhandlungen einzutreten gedenkt, brauchen die Leverkusener zumindest ein Gerichtsurteil, das zu ihren Gunsten ausfällt. Die drei bisherigen Verfahren wurden verloren, wobei die Strafsumme mit jedem Urteil wuchs. Das erste Berufungsverfahren, auf das Bayer alle Hoffnung richtet, startet dagegen erst Ende des Jahres. So viel Geduld wird Elliott kaum mitbringen.

Viel schwerer aber wiegt, dass die Mission der Aktionärsaktivisten damit noch nicht beendet sein dürfte. Nicht ohne Grund wird vom signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten des Konzerns geschwärmt, verbunden mit der Aufforderung, langfristige Wertschöpfungsmaßnahmen zu prüfen. Von Aufspaltung ist keine Rede - zumindest noch nicht.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Annette Becker

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