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Börsen-Zeitung: Ein bisschen wie Amazon

Archivmeldung vom 25.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als Ruth Porat, damals Finanzchefin von Morgan Stanley, vor drei Jahren zum Internetkonzern Alphabet wechselte, stand der Betreiber der größten Internet-Suchmaschine bei Investoren in dem Ruf, die sprudelnden Gewinne aus dem Geschäft mit Online-Werbung mit vollen Händen auszugeben und unter anderem in sogenannten "Moonshot"-Projekten zu verbuddeln, deren Ertragsmöglichkeiten genauso ungefähr definiert schienen wie ihre Erfolgschancen.

Dieses Image hat sich unter Porat grundlegend gewandelt. Mehr Transparenz und Kostendisziplin haben mit dazu beigetragen, dass sich der Börsenwert des Konzerns in den vergangenen 36 Monaten verdoppelte und Alphabet zeitweise sogar Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen überholte. Wie weit das neu hinzu gewonnene Investorenvertrauen reicht, wird sich in den nächsten Monaten herausstellen. Denn Alphabet hat die Bremsen gelöst und ihre Kapitalinvestitionen zum Jahresauftakt glatt verdreifacht. Auch ohne einen milliardenschweren Immobilienkauf in Manhattan hätten sich die Ausgaben verdoppelt und über den Erwartungen gelegen. Der Aufwand für Vertrieb und Marketing ist zum Jahresauftakt um ein Drittel und ebenfalls schneller als erwartet geklettert.

Die Finanzchefin machte deutlich, dass es sich bei dem Ausgabensprung nicht um ein Einmalereignis handelte. "Die vor uns liegenden Möglichkeiten sind ziemlich außergewöhnlich, und wir fokussieren uns weiter auf Investitionen, die das langfristige Wachstum von Umsatz und Gewinn unterstützen", erklärte Porat. Frei übersetzt aus dem CFO-Sprech lautet die Ansage an Investoren, dass Alphabet künftig ein bisschen wie der Online-Händler Amazon sein will, was sich im ersten Quartal an einer empfindlich geschrumpften operativen Marge ablesen lässt.

Im Vergleich mit Amazon, die seit Jahren den Großteil ihrer Gewinne in immer neue Geschäftsfelder steckt und meistens einstellige Margen ausweist, ist die Profitabilität von Alphabet fürstlich. Die Investoren reagierten auf Porats Ansage dennoch irritiert, obwohl Alphabet mit Umsatz und Gewinn zum Jahresauftakt die Erwartungen übertraf. Nach dem Vertrauen in die Finanzchefin müssen sie jetzt Zutrauen fassen, dass sich die zusätzlichen Investitionen bald auszahlen werden. Amazon hat ihren Investoren diesen Glauben über viele Jahre eingeimpft und auch deshalb Alphabet in Geschäftsfeldern wie Cloud Computing, das enorme Investitionen in Rechenzentren erfordert, abgehängt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Paravicini

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