Neue Westfälische (Bielefeld): Die Quote ist nicht alles
Archivmeldung vom 06.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchneller, höher, weiter - und vor allem immer risikoreicher, das gilt längst nicht mehr nur für den Sport, sondern auch für das Unterhaltungsfernsehen. Verspricht eine Steigerung des Nervenkitzels doch gute Quoten - und die sind auch bei den öffentlich-rechtlichen Programmen mittlerweile allein selig machend. Wohin die Quotenjagd führt, war am Samstag bei "Wetten, dass . . .?" zu sehen.
Wettkandidat Samuel Koch liegt schwer verletzt im Krankenhaus, weil er Autos, die auf ihn zufuhren, mittels Federbeinen überspringen wollte. Am vierten Wagen scheiterte er, stürzte schwer. Dass das ZDF die Sendung in diesem Moment abbrach, war richtig - und ist zu loben. Ist es doch längst keine Selbstverständlichkeit mehr angesichts von schweren Katastrophen und Unfällen, Sendungen, Veranstaltungen und andere Bespaßungsmaßnahmen zu stoppen. Auch Thomas Gottschalks selbstkritische Äußerung, dass man "schlimmstenfalls nicht mit der gleichen Unbedarfheit weitermachen könne", weist in eine richtige Richtung. Aber warum eigentlich schlimmstenfalls? Dem Unfall vom Samstag wohnt nicht schlimmsten-, sondern bestenfalls die Chance inne, einmal grundsätzlich innezuhalten und darüber nachzudenken, ob das Prinzip des immer Risikoreicher das richtige Maß für die letzte große Familien-Show des deutschen Fernsehens ist. Doch es geht nicht allein um die Zukunft von Gottschalks Show. Es geht um ein öffentlich-rechtliches Fernsehprogramm, das sich seit Jahren immer stärker vom Gedanken an die Quote leiten lässt. Es ist an der Zeit, auszusteigen aus diesem Wahn und ein neues Qualitätsprogramm zu begründen. Dann müssen auch keine Normalbürger mehr ihr Leben riskieren für Wetten, die selbst für professionelle Stuntmen eine Herausforderung sein dürften.
Quelle: Neue Westfälische