Lausitzer Rundschau: zu: Erziehung durch Politik und Kirche
Archivmeldung vom 21.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist ja nicht irgendwer, den sich Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) für ihr Erziehungs-Bündnis ins Boot geholt hat. Die beiden großen Kirchen besitzen trotz Mitgliederschwunds immer noch größten Einfluss. Und wer sonst verkörpert so grundsätzlich die Werte, auf denen unsere Gesellschaft fußt?
Von der Leyen tut gut daran, ihr Bündnis nicht
gleich mit all den Verbänden und Lobbyisten zu überfrachten, die
jetzt säuerlich über Nichtbeachtung klagen. Man kennt das: Je größer
der Debattierclub, desto geringer die Chancen, dass etwas dabei
herumkommt. Wenn die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ihr
jedoch diplomatisches Ungeschick vorwirft, ist ihr Recht zu geben.
Schließlich werden diese Werte auch im atheistisch geprägten Osten
der Republik gelebt. Insofern können die Äußerungen der Ministerin
als ausgrenzend empfunden werden.
Womit wir bei der Kernfrage sind: Was soll dieses Bündnis überhaupt?
Wenn es darum geht, das gesellschaftliche Bewusstsein für Toleranz,
Rücksicht, Höflichkeit neu zu beleben, bitteschön - in Zeiten von
Gewalt an Schulen und Ehrenmorden sind solche Debatten wichtiger denn
je. Erziehungsarbeit leisten jedoch Mütter, Väter, Pädagogen, Schulen
oder Kindergärten, ob konfessionell oder nicht. Sie wissen: Werte und
Orientierung kann man nicht verordnen, man kann sie nur vermitteln
und vorleben. Dazu braucht das Rad aber nicht neu erfunden zu werden,
nicht von den Kirchen, nicht von der Ministerin.
Für diese immer schwerer werdende, weil nur verzahnt funktionierende
Aufgabe liegen schon genug praktische Konzepte in unzähligen
Schubladen. Bei der Umsetzung hapert es manchmal am Willen, immer
jedoch am Geld. Also: Wertedebatten sind schön und gut, solange das
neue Politik/Kirche-Bündnis aber auch ein Bündnis der Sparer ist,
wird sich nur wenig bewegen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau