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Geschichtliche Leeren

Archivmeldung vom 25.02.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.02.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Die deutsche Aufarbeitung der Vergangenheit und der Kriegslust wurde als vorbildlich betrachtet — dieser Tage spürt man, dass sie nicht mehr als nur eine leere Rhetorikhülle war.

Eine Weile lang hatte man in Deutschland den Eindruck, dass jeden Tag Erinnerungsprogramm lief. Täglich gab es den Nationalsozialismus im Fernsehen, Guido Knopp in Dauerschleife. Es gab „Hitlers Helfer“, „Hitlers Frauen“, und man wartete sehnsüchtig auf „Hitlers Gartenzwerge“. Unseren täglichen Hitler gaben sie uns heute — und morgen und zu allen Jahreszeiten. Offenbar redete man sich ein, dass das der Schlüssel zur Aufarbeitung sei. Zu einer Aufarbeitung, die uns Lehren ziehen lassen sollte: „Nie wieder“ nämlich. Nie wieder Faschismus natürlich — aber auch: Nie wieder Krieg. Man hat uns so zugekleistert mit Knopp und sonntäglichen Erinnerungsreden, dass man irgendwann annahm, jetzt sei es endlich verinnerlicht: Für einen Krieg lassen sich diese berieselten Deutschen nie mehr erwärmen. Dass das ein Irrtum war, kann man heute in vielen entrückten Gesichtern sehen. Krieg geht immer noch. Knopp ist definitiv gescheitert.

Der letzte Überlebende von Oradour-sur-Glane

Als dieser Tage der letzte Überlebende von Oradour-sur-Glane starb, einem französischen Dorf, in dem 1944 die SS blutige Rache wegen zuvor ergangener Partisanenangriffe verübte und fast alle Einwohner tötete, fiel mir ein, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit darüber geschrieben hatte: Als ich noch Kolumnist beim Neuen Deutschland war. Es zeigte sich, dass es durchaus schon eine Weile zurückliegt: 2013 leitete ich einen Text ein, der sich mit dem Besuch des damaligen Bundespräsidenten in Oradour-sur-Glane befasste.

Damals war Joachim Gauck dort und traf sich mit Überlebenden, er schüttelte deren Hände und erklärte, dass so etwas sich nie wieder ereignen dürfe — und sich auch nicht mehr ereignen würde. Denn er sei der Botschafter eines anderen Deutschland. Bereits zwei Tage später forderte er Vergeltung für den vermeintlichen Giftgasangriff in Syrien. „Gestaltungsmöglichkeiten in Syrien“: So nannte er das seinerzeit genau. Gemeint war damit ein militärischer Schlag gegen Assad und damit gegen die syrische Zivilbevölkerung.

Gaucks Präsidentschaft, so schrieb ich damals, sei eine des Muckertums. Der Mann sei flatterhaft und bigott — mit einem Schlagwort von heute: Ein Vertreter der Doppelmoral. Er ist ja auch heute noch präsent. Immer wenn er in Gesprächsrunden eingeladen wird, ruft er zum Waffengang gegen Russland auf. Es sei in Ordnung, wenn man jetzt friere und Lebensglück einbüße: Die Freiheit mache so einen Verzicht nötig. Das kommt immerhin von einem Mann, der als Präsident oft und eloquent von einem Deutschland gesprochen hat, das so anders sei als früher. [...weiterlesen]

Quelle: Rubikon – Magazin für die kritische Masse - Von Roberto J. De Lapuente

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