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Börsen-Zeitung: Dezentraler Schutzwall

Archivmeldung vom 14.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wenn die Hacker zuschlagen, fällt der Beutezug groß aus. Mehrere hundert Millionen Euro sind in den vergangenen Wochen auf Konten von Kriminellen gelandet, die sich Zugang zu miserabel gesicherten Kryptobörsen verschaffen. Solange Guthaben zentral online zugänglich sind, haben die Hacker eine Chance. Meist sind es private Investoren, die mit ihrem Depot Opfer solcher Attacken werden, eine Haftung der Plattform-Betreiber gibt es mangels eines regulatorischen Rahmens nicht.

An dieser Stelle muss man sich fragen, ob die Aufseher ihrer Rolle als Verbraucherschützer gerecht werden. Es reicht nicht, Warnungen zu veröffentlichen, während längst Mindeststandards stehen könnten. Das betrifft Kernelemente der Infrastruktur: Ohne Identitätsabgleich (KYC) geht es nicht. In den USA hat der Regulator der Kryptowährungsbranche ins Stammbuch geschrieben, eine formale Selbstregulation zu betreiben, um so Standards auf allen kritischen Feldern von Datenschutz bis Berichtspflichten zu schaffen. Analog zur Finra (Financial Industry Regulatory Authority) könnte ein Watchdog für die Branche entstehen, der im öffentlichen Interesse handelt. In Europa fühlt man sich da eher den Buchstaben der Rulesâ & Regulations verpflichtet und setzt bei Finanzinnovationen auf Nachregulierung mit großzügigen Umsetzungsfristen. Beim G20-Treffen im März soll das Vorgehen global abgestimmt werden, sehen die Finanzminister in Sachen Bitcoin doch Handlungsbedarf, was Betrugsprävention und Sicherung der Finanzstabilität angeht.

Dabei haben sich bereits viele Kryptohandelsplätze aktiv an ihren Aufseher in London, Singapur und Tokio gewandt, um regulierungskonformes Verhalten herzustellen - nicht zuletzt in steuerlichen Angelegenheiten muss man sauber dastehen. Kunden aus der Geldwäsche verdächtigen Ländern werden gerne pauschal ausgeschlossen, weil da nichts anbrennen soll.

Dieser Selbstschutz muss nun stärker auf Cybersecurity ausgeweitet werden. Dafür gehen die ersten Plattform-Betreiber neue Wege und ziehen einen architektonischen Schutzwall hoch, indem der Handel Peer to Peer und damit dezentral abgewickelt wird. Damit dürften Guthaben kaum noch für Hacker zugänglich sein. Ob die Handelsplätze technologisch auch für große Volumina taugen, wird sich zeigen - die Option zur sofortigen Abwicklung wird (gegen Aufpreis) jedenfalls offeriert. Die neue Gründergeneration besteht aus Software-Ingenieuren, was die Hoffnung nährt, dass die Schutzwälle besser halten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Björn Godenrath

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