Westfalenpost: Wie man Raser ausbremst
Archivmeldung vom 04.07.2017
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Freigeschaltet durch André OttEin Jahr Haft auf Bewährung für den einen Angeklagten. Für den anderen knapp zwei Jahre Haft, die er wegen einer Vorstrafe tatsächlich absitzen muss. Weder Richter noch Staatsanwälte sahen am Ende des Prozesses sichere Anhaltspunkte dafür, dass sich die beiden Verurteilten in Hagen verabredet hatten.
Den fünf Verletzten aber ist vermutlich egal, ob die beiden nun ein Rennen veranstalteten - oder einfach so gemeingefährlich gerast sind. Abschrecken wird dieses Urteil kaum; das war auch nicht die Aufgabe der Hagener Richter. Abgeschreckt hat nicht einmal das Berliner Urteil im Februar: Die Richter verurteilten die Angeklagten wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe. Trotzdem hat bald darauf in Mönchengladbach ein Raser einen Fußgänger getötet.
Erst am Donnerstag hat der Bundestag schärfere Strafen für Raser und die Teilnahme an illegalen Autorennen beschlossen. Harte Urteile, schärfere Gesetze allein aber bewirken nicht viel, so lange die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist, mitten in der Nacht oder an einem Wochenendabend in eine Radarfalle zu geraten und von der Polizei erwischt zu werden. Wer Raser stoppen will, braucht mehr als preiswerte Gesetze und spektakuläre Urteile: genügend Polizisten. Und Kontrollen außerhalb von Blitzermarathons.
Quelle: Westfalenpost (ots)