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Börsen-Zeitung: Trumps Gift-Cocktail, Kommentar zur Inflation

Archivmeldung vom 16.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

An den Anleihemärkten macht sich Nervosität breit. Denn die durch die Ölpreiserholung bereits bestehenden Reflationierungssorgen haben mit dem Wahlsieg von Donald Trump einen kräftigen zusätzlichen Schub erhalten und die Kurse stark unter Druck gesetzt. Trump hat Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen im Volumen von 1 Billion Dollar angekündigt. Außerdem sollen Waren aus Ländern mit billiger Produktion wie insbesondere China mit Strafzöllen belegt werden.

Ein Gift-Cocktail, weil die Folge neben einer weiter ausufernden Staatsverschuldung ein deutliches Anziehen der Inflation sein könnte, was die US-Notenbank Fed zwingen würde, ihre Geldpolitik stärker zu straffen, als noch bis vor kurzem erwartet wurde. Steht nun ein deutlicher Anstieg der Anleiherenditen bevor, der mit schmerzhaften Kurseinbußen verbunden wäre?

Am Dienstag wurde der Trump-Effekt ein Stück weit korrigiert, die Anleiherenditen gaben nach. Die Marktteilnehmer sind auch gut beraten, nicht zu schnell zu schießen. Denn derzeit ist noch völlig offen, wie viel von Trumps Ankündigungen tatsächlich umgesetzt wird bzw. auch umgesetzt werden kann. Damit ist auch unklar, ob seine Präsidentschaft die Inflation treiben wird. In mancher Hinsicht sind erhebliche Zweifel angebracht. Will sich Trump wirklich dem Zorn seiner Wähler aussetzen, wenn sie sich als Folge von Handelssanktionen mit deutlich verteuerten Waren in den Wal-Mart-Regalen konfrontiert sehen?

Die Infrastrukturinvestitionen haben sicherlich inflationäres Potenzial. Denn der US-Arbeitsmarkt ist bereits recht gut ausgelastet. Ein großes Konjunkturprogramm würde den Wettbewerb um bereits knappe Arbeitskräfte anheizen und hätte über stärkere Lohnsteigerungen inflationäre Effekte. Zu bedenken ist aber, dass noch unklar ist, auf wie viele Jahre die in Aussicht gestellten Investitionen verteilt werden und ob sie angesichts des bereits hohen Schuldenstands der USA auch tatsächlich ein Volumen von 1 Billion Dollar erreichen werden.

Klar ist, dass die Deflationssorgen ad acta gelegt werden dürfen. Für das Ausrufen einer Bodenbildung der Bondrenditen und erst recht einer Zinswende ist es aber noch viel zu früh. Ein sehr starker Anstieg in nächster Zeit ist alles andere als ausgemachte Sache. Gerade der Ölpreis, der bislang die zunehmenden Inflationserwartungen geschürt hat, hat nach dem Trump-Sieg nachgegeben. Sollten die "Trumponomics" den Ölpreis stärker unter Druck setzen, würde das den Anstieg der Inflation dämpfen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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