Rheinische Post: Abenteuer Kongo - von Helmut Michelis
Archivmeldung vom 12.07.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlNoch nie ist ein Bundeswehr-Auslandseinsatz so unglücklich gestartet wie der im Kongo. Zu Jahresbeginn hatte Berlin eine Beteiligung ausgeschlossen, dann - Abteilung kehrt! - zunächst eine geringe Unterstützung der europäischen Militärmission in Aussicht gestellt und schließlich Anfang März gar die Führungsrolle angeboten.
Zugleich wurden mühsam die Argumente nachgeschoben, warum der Einsatz
so wichtig sei. Doch die Definition der deutschen Interessen im Kongo
bleibt bis heute schwammig, weil der wahre Hintergrund ein
politischer ist: Es geht um internationale Lastenteilung, hier
speziell mit dem engen Nachbarn Frankreich.
Gestern wurden die Stimmen lauter, die eine zwangsweise Verlängerung
der Mission befürchten. Also doch eine raffinierte Salami-Taktik des
Verteidigungsministers? Hoffentlich ist das nicht so. Denn die am
Kern des Problems vorbeigehenden Diskussionen um schlechte
Tropenstiefel, Pest, Aids und angeblich drohende Kindersoldaten
zeigen bereits, auf wie wenig Verständnis der Einsatz in Deutschland
stößt. Ein Hineinschlittern in eine Langzeit-Mission würde alles noch
verschlimmern. Die Bundeswehr-Soldaten, die im Kongo ihr Leben
riskieren, brauchen aber breite Rückendeckung in der Heimat.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post