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Börsen-Zeitung: Die Konsolidierung wird teuer

Archivmeldung vom 03.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Solarindustrie ist eine Boombranche par excellence. Dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen expandieren die Waferhersteller, Zellenproduzenten und Modulbauer mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten. Gleichzeitig werden hohe Gewinnmargen eingefahren, obwohl immense Investitionen gestemmt werden müssen, um den hektischen Kapazitätsausbau vorantreiben zu können.

Nach nur einem halben Jahrzehnt sind aus hoffnungsvollen Start-up-Firmen hochprofessionelle Technologieunternehmen geworden, die allein sieben der 30 TecDax-Titel stellen - und mit Roth&Rau steht schon ein achter Wert vor der Aufnahme in den Hightech-Index. Zugleich klopft das Schwergewicht Q-Cells mit seiner Börsenkapitalisierung von gut 5 Mrd. Euro laut und vernehmlich an die Tür zum Dax.

Die Übernahme des Erfurter Solarunternehmens Ersol durch den weltgrößten Kfz-Zulieferer Bosch zeigt nun die beginnende Konsolidierung in der Branche, wie sie in reifen Industrien üblich ist. Dass das Fusionskarussell mit der teuren, wahrscheinlich überteuerten Milliarden-Akquisition der Thüringer angeschoben wird, liegt auf der Hand. Kein anderes Unternehmen hat wie Ersol einen Mehrheitseigner, und dieser, der Private-Equity-Fonds Ventizz, sucht einen lukrativen Exit. Alle anderen größeren Photovoltaikwerte haben deutlich kleinere Großaktionäre, womit ein Kaufwesentlichkomplizierter wird.

Gleichwohl drängen zunehmend Interessenten in die Branche, wie die bemerkenswert hohe Übernahmeprämie für Ersol belegt. Einerseits suchen fernöstliche Zellenproduzenten hiesige Modulbauer wie Solon, Aleo Solar oder Phoenix, da diese einen guten Zugang zum hochsubventionierten deutschen, aber auch - bei Exportquoten von teilweise über 70% - zum italienischen oder boomenden spanischen Markt bieten. Daneben dürften globale Konzerne wie die heute schon in der Windkraft aktiven General Electric oder Siemens vornehmlich an größeren, höhermargigen Konglomeraten interessiert sein, die die gesamte solare Wertschöpfungskette abdecken. Doch egal ob groß oder klein, die Preise für Solarunternehmen dürften sich in Zukunft an der Bosch-Transaktion orientieren, bei der die Schwaben zum allgemeinen Erstaunen auf den von Analysten als "fair" bezeichneten Ersol-Wert von 50 Euro eine Prämie von satten 51 Euro draufsattelten.

Quelle: Börsen-Zeitung (Ulli Gericke)

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