Neues Deutschland: zum Tod Osama bin Landens
Archivmeldung vom 03.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Zauberlehrling ist endlich tot. Denn das sollte man nicht vergessen: Washington hatte diesen Osama bin Laden einst aufgerüstet für den Kampf gegen den sowjetischen Erzfeind in kalten Kriegszeiten. Doch aus der vermeintlichen Marionette wurde der Puppenspieler, der Terrorfürst, der so viel Leid über Tausende in den USA und anderswo brachte. So sehr seine Verantwortung dafür nach Rache schreien mag, in rechtsstaatlichen Verhältnissen sollte sich daraus kein Recht zur extralegalen Hinrichtung ableiten.
Denn das war die Nachtaktion des Killerkommandos auf fremdem Territorium, wenn sie denn so abgelaufen ist, wie berichtet wurde. Da mussten sich schon ganz andere Massenmörder vor Richtern verantworten. So groß die Genugtuung zumal bei Angehörigen von Terroropfern jetzt sein mag, letztlich hat sich Präsident Obama mit seinem Tötungsbefehl auf die Stufe jener begeben, denen ein Menschenleben nichts wert ist. Doch gut möglich, dass ein für immer stummer Bin Laden einfach die beste Lösung für die USA ist und ihr unangenehme Wahrheiten erspart. Zu denen gehört auch, dass der »Krieg gegen den Terror« längst ein Vielfaches aller Terrorismusopfer an Menschenleben gekostet hat. Bin Ladens Festnahme sollte einst die Afghanistan-Invasion legitimieren. An den Ursachen des Terrors wird seine Liquidierung eine Dekade später nichts ändern.
Quelle: Neues Deutschland