Neue Westfälische (Bielefeld): G-20-Gipfel Chaos in Los Cabos
Archivmeldung vom 20.06.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Schlachtordnung beim G-20-Gipfel in Mexiko ist schräg: Europa wehrt sich gegen den Rest der Welt und Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht sich einer Einheitsfront von 19 Angreifern gegenüber. Schulden- und Eurokrise haben zu seltsamen Koalitionen geführt, die im Wesentlichen nur ein Ziel haben: Jeder der G-20-Staaten will die Schuld auf andere abwälzen und möglichst keine zusätzliche Verantwortung übernehmen.
Zwischen Palmen, Pools und Golfplätzen in der mexikanischen Wüstenoase Los Cabos herrscht Chaos und nackter Egoismus. Präsident Barack Obama kämpft mit dem Rücken zur Wand. Wenige Monate vor den Präsidentenwahlen markiert er den starken Ami und versucht von dem Versagen der eigenen Regierung abzulenken. Die Weltwirtschaftskrise 2008/09 hatte ihren Ausgangspunkt in den USA und deren Bankensystem. Außer vielen radikalen Worten gegen den überbordenden Finanzkapitalismus hat Obama seitdem nicht zustande gebracht. Auch das Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung wachsen stetig weiter. Angesichts dieser Fakten bedarf es schon einiger Chuzpe mit dem Finger auf Europa und speziell die Deutschen zu zeigen. Jeder der 19 Staatenlenker hatte die selben Möglichkeiten zur Krisenbewältigung beizutragen wie seinerzeit die Große Koalition. Sie wurden nicht genutzt, was sich heute bitter rächt; in Europa, in den USA bis in die BRIC-Staaten. Letzterer Interesse sollte es zudem sein, den Euro zu stützen, denn vom Export in die EU hängt weiteres Wachstum in den Schwellen-Staaten ab. Doch bei allem Zwist haben die G-20-Staaten eines gemeinsam: an die Wurzel des Übels will keiner ran. Vergeblich wartet man auf Vorschläge für eine Weltwirtschaftsordnung und für eine Regulierung der Finanzmärkte nach global verbindlichen Regeln.
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)