Rheinische Post: Grüne ohne Vater
Archivmeldung vom 21.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Diplomat Joschka Fischer hat dem Kanzler gezeigt, wie man in Würde abtritt. Fischer hat die Niederlage von Rot-Grün offen eingestanden und persönliche Konsequenzen gezogen. Fischers Entscheidung schwächt Schröders Position. Der Noch-Kanzler, der - von Macht geblendet - Grüne und FDP herrisch in eine Ampelkoalition zwingen wollte, steht nun mit zwei Körben da. Die FDP hat von vornherein abgewinkt.
Nun hat sich mit Fischer auch noch der Mann aus
der ersten Reihe verabschiedet, der die Grünen für Schröder
regierungsfähig gebogen hat.
Mit seinem Abgang hat Patriarch Fischer auch den Weg für offene
Gespräche über eine schwarz-gelb-grüne Koalition frei gemacht. Für
den Noch-Außenminister wäre es nicht in Frage gekommen, Angela Merkel
als Kanzlerin und Chefin zu akzeptieren.
Für die Partei der Grünen kommt der weitgehende Rückzug ihres
"heimlichen Vorsitzenden" einem Erdbeben gleich. In den nächsten
Monaten wird sich zeigen, was die Grünen noch sind außer Projekt
Fischer. An "Gottvater", wie die Grünen ihn teilweise spöttisch
nennen, ist in der Partei bisher keiner vorbeigekommen. Nicht zuletzt
stellt sich die Frage: Hält Fischer das durch? Sich zurückzuhalten?
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post