Südwest Presse: Kommentar zu Jemen
Archivmeldung vom 04.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBereits während des Wahlkampfes behaupteten politische Gegner, Barack Obama werde als Präsident zu weich im Kampf gegen den Terrorismus sein. Er sei ein Pazifist, er werde einen Schmusekurs gegenüber Extremisten sowie feindlichen Regimes steuern. Dabei beweisen die jüngsten Reaktionen des Präsidenten auf die eskalierende Terrorgefahr, dass eher das Gegenteil zutrifft.
Jetzt ordnete der Präsident die Schließung der US-Botschaft in Jemen an. Auch soll sowohl auf Geheimdienstebene als auch militärisch die Zusammenarbeit mit der Regierung dort verstärkt werden. Die Anzeichen mehren sich, dass die USA zu einem Gegenschlag rüsten. Obama hat seit dem knapp gescheiterten Anschlag in Detroit mit Nachdruck bewiesen, dass er konsequent durchgreifen wird, um amerikanische Ziele vor weiteren Attacken zu schützen. Doch damit begibt er sich zugleich aufs Glatteis. Denn nun besteht die Gefahr, dass der Präsident wie sein Vorgänger George W. Bush überreagiert. Gewiss hat der Al-Kaida-Ableger in Jemen die Verantwortung für den vereitelten Anschlag in Detroit übernommen. Dabei ist keineswegs neu, dass der Jemen als Brutstätte für Nachwuchsterroristen gilt. Ein Militärschlag würde sich wohl kaum eignen, um Bin Ladens Netzwerk nachhaltig zu schwächen. Vielmehr würde Obama die anti-amerikanische Stimmung in der Krisenregion kräftig anheizen und damit neue Terrorrisiken heraufbeschwören.
Quelle: Südwest Presse