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Börsen-Zeitung: Der Preis des Vertrauens

Archivmeldung vom 17.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vertrauen hat in der Finanzkrise einen hohen Preis. Das wissen inzwischen alle europäischen Regierungen, die in der vergangenen Woche einen ganzen Strauß voller unterkapitalisierter Banken ganz oder teilweise verstaatlichen mussten.

Das wissen auch die Amerikaner, die schon vor Wochen ein beispielloses, 700 Mrd. Dollar schweres Rettungspaket für ihre Banken geschnürt haben und sich bereits wieder die bange Frage stellen, ob das Geld denn reicht. Seit gestern oder vielleicht noch ein paar Tage länger weiß es auch die Schweizer Regierung. Sie muss der größten Bank des Landes eine Kapitalspritze von 6 Mrd. sfr (3,9 Mrd. Euro) verpassen. Dadurch wird der Staat in zweieinhalb Jahren möglicherweise größter UBS-Aktionär. Diesmal ist die UBS nicht in Not geraten, weil sie - wie in den vergangenen Quartalen - immense Abschreibungen auf eigene illiquide Wertpapiere vornehmen musste und dadurch ihr Eigenkapital schrumpfte. Diesmal war das Problem ein Liquiditätsengpass, wie ihn derzeit viele Banken in Europa kennen.

Bei der großen UBS sind die Dimensionen der Liquiditätsflüsse besonders furchterregend. 84 Mrd. sfr haben private und institutionelle Kunden im dritten Quartal abgezogen. Unglaublich viele Leute hatten offenbar Angst, dass die Bank in Konkurs und die Gelder verloren gehen könnten. Am größten waren die Geldabflüsse natürlich im September, als nach dem Lehman-Konkurs Panik ausbrach. Das einfachste Rezept, das Vertrauen wiederherzustellen, lautet, viel frisches Geld in die Bank zu pumpen. Doch wer kann und will sich das in diesen Zeiten leisten? Die UBS hat im privaten Markt vergeblich nach Geld gesucht und muss sich jetzt vom Bund aushelfen lassen. Reicht das? Die Konzernleitung gibt sich zuversichtlich, dass diese neue Kapitalinjektion reichen wird, das Vertrauen der Kunden wiederherzustellen. Doch die Konzernführung weiß seit den letzten Wochen nur allzu gut, dass ihre Prognosen auf wackligeren Beinen stehen denn je zuvor.

Den Preis des Vertrauens kennt keiner. Auch die Schweizer Regierung scheint diese Lektion nun schnell zu lernen. Die Verstärkung des Einlagenschutzes und die Refinanzierungsgarantien, die sie den Großbanken bei Bedarf stellen will, sind derzeit unverzichtbar - auch mit der Gefahr, das Budget des kleinen Alpenlandes zu übersteigen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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