Allg. Zeitung Mainz: Genug Mut? (zu Briten im Irak)
Archivmeldung vom 04.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Briten verlassen die Innenstadt von Basra und ziehen sich auf den Flughafen vor der Stadt zurück. Was ist daran so besonders, dass alle Welt darüber diskutiert, nicht wenige dies sogar als Eingeständnis des Scheiterns der treuesten Verbündeten der USA sehen?
Zunächst einmal bleibt festzustellen: Die Briten haben in dem
ganzen Chaos das einzig Richtige getan. Anders als die USA, die
keinerlei Pläne für einen Irak nach Saddam Hussein hatten, gingen sie
konsequent daran, den Irakern im Süden Hilfe zur Selbsthilfe
anzubieten. Sie hatten es dabei ein Stück einfacher als die
Amerikaner in und um Bagdad. Denn sie hatten es fast nur mit Schiiten
zu tun, mussten sich also nicht zwischen die Fronten des
jahrhundertealten Konflikts begeben, der zwischen Sunniten und
Schiiten immer wieder ausbricht. Weiter Iraker für Polizei und
Militär ausbilden, die Lage überwachen und nur noch im Notfall selbst
eingreifen, lautet jetzt die Aufgabe für die verbleibenden 5000
Briten in den ihnen anvertrauten vier Provinzen, die im Vergleich zum
Rest des Landes keineswegs im Chaos versunken sind. Eine Niederlage,
das muss man schadenfrohen Kritikern entgegenhalten, sieht gewiss
anders aus. Die kann man ein paar hundert Kilometer nördlich
besichtigen. Dort versuchen die USA ihre aussichtslose Lage mit
weiteren 30 000 Mann gewaltsam zu verbessern. Das wird nicht
gelingen, da kann US-Präsident Bush noch so oft unangemeldet vor Ort
auftauchen, noch so viele Milliarden ins Land pumpen. Am 9. September
wird Bush höchster General im Irak vor dem US-Kongress Rede und
Antwort stehen müssen. Wenn er genug Mut hat, wird er die Briten als
Vorbild für das künftige eigene Handeln ins Feld führen.
Quelle: Pressemitteilung Allg. Zeitung Mainz