Neue OZ: Von Filz und alten Hüten
Archivmeldung vom 24.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVielleicht ist es ein Wink des Himmels, dass der rheinland-pfälzische CDU-Shootingstar Julia Klöckner gelernte Theologin ist. Immerhin gilt diese Berufsgruppe immer noch als der Wahrheit verbunden - zumindest mehr, als es der sündenfällige Laie gemeinhin ist. Nützen wird Klöckner ein unschuldiges Image derzeit zweifellos.
Erst vor ein paar Wochen hatte sie betont, mit den Intrigen ihrer Parteifreunde reinen Tisch gemacht zu haben. Frisch gehe es voran, man schaue nach vorn. Und jetzt dies. Wer von der Spendenaffäre beim Landtagswahlkampf 2006 welche Details wusste, ist längst nicht klar - die empfindliche Strafe ist womöglich nur der jüngste Nackenschlag, für den Klöckner den Kopf hinhalten muss.
Dabei hatte sich die 38-Jährige schon als Frau für den Neuanfang im Land der Rüben und Reben empfohlen. Nach zwanzig Jahren in der Opposition sollte der einst so stolzen Landes-CDU wieder aufs Pferd geholfen werden. Klöckner schien wie geschaffen dafür: Sie hatte das Glück, in der Bundes-CDU groß geworden zu sein; erst seit rund einem Jahr ist sie Staatssekretärin im Agrarministerium. Mit Filz hatte sie also nichts am Hut.
Die alten Kamellen holen sie nun aber wieder ein, und Klöckner muss sich fragen lassen, ob sie bei der Sache mit dem reinen Tisch wirklich die Wahrheit gesagt hat. Im März wird in Rheinland-Pfalz gewählt. Bis dahin sollte die CDU-Spitzenkandidatin das Gewirr entflochten haben.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung