Neue OZ: Kommentar zu Somalia
Archivmeldung vom 22.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo viel steht nun fest: Die bewaffneten Paloma-Fahrten vor der somalischen Küste richten wenig aus gegen die Piraten-Plage am Horn von Afrika. Die Lage hat sich sogar verschlimmert: Die Zahl der Überfälle steigt.
Von der deutschen Marine gefangene Seeräuber stehen in Kenia vor Gericht, weil Bundestag und Regierung unfähig bleiben, ihren Militäreinsatz auf eine solide rechtliche Basis zu stellen. Und die geplante internationale Geberkonferenz findet in Somalia niemanden, der eine gerechte Verwendung ihrer Gelder sicherstellen könnte.
Fest steht damit auch: Je länger sich die NATO und die EU Hase-und-Igel-Spielchen mit den Seeräubern erlauben, anstatt diese konsequent einzuschnüren, desto heftiger gerät die Situation außer Kontrolle. Die dreiste Entführung eines amerikanischen Kapitäns und die blutige Aktion zu seiner Befreiung haben schon gezeigt, was das halbherzige Vorgehen gegen die Piraten heraufbeschwört.
Das Problem wird sehr schnell wachsen. Denn jede gelungene Kaperung, jedes Lösegeld mästet die Piraten. Wer wie sie junge Männer mit Schnellfeuerwaffen ausrüsten und ihnen ein bisschen Wohlstand garantieren kann, steigt in einem Land ohne Staat ganz schnell zur politischen Größe auf. Werden die Seeräuber gar zur bestimmenden Kraft der somalischen Politik, dann gute Nacht. Dem Bedrohungs- und Erpressungspotenzial, das in diesem Fall von Somalia ausginge, wäre nur noch um den Preis eines Seekriegs beizukommen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung