Südwest Presse: Gesundheit
Archivmeldung vom 20.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn man manche Statistiken ansieht, dann sind die Deutschen ein Volk von Kranken. Die allermeisten gehen jedes Jahr mindestens einmal zum Arzt, und der wird auch fündig. Jeder zweite Patient hat mehr als sieben Erkrankungen. Merkwürdigerweise erhöht sich trotzdem Jahr für Jahr die Lebenserwartung.
Dabei sind häufige Arztbesuche gar kein Patentrezept: Andere Europäer, etwa Schweden und Norweger, machen sie viel seltener und werden trotzdem ähnlich alt. Dafür spielen gerade in den skandinavischen Ländern Pflegekräfte eine größere Rolle. Sie entlasten die Mediziner. Die zentrale Frage lautet also: Ist das deutsche Gesundheitswesen richtig organisiert? Gescheitert ist zumindest die Praxisgebühr. Denn trotz dieses "Eintrittsgeldes" steigt die Zahl der Arztbesuche immer weiter. Jetzt lautet die Diagnose, die Ärzte sollten sich mehr Zeit für den einzelnen Patienten nehmen. Das würde mehrfache Besuche und Untersuchungen überflüssig machen. Dies klingt plausibel, und das war eigentlich das Ziel der Pauschalen für die Ärzte, die vor einem Jahr eingeführt wurden. Doch genau dagegen rebellieren die Mediziner, weil sie das Gefühl haben, dass sie für die einzelne Behandlung zu schlecht bezahlt werden. Das zentrale Problem ist, dass sachliche Argumente rasch keine Rolle spielen, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Da aber immer zu wenig Geld da ist, wird weiter am System herumgedoktert werden.
Quelle: Südwest Presse