Neues Deutschland: zur Lage der SPD nach der Koalitionsrunde
Archivmeldung vom 14.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie SPD ist bei den nächtlichen Koalitionsverhandlungen von der Union über den Tisch gezogen worden. Nirgends konnte sie sich durchsetzen; auch die Regelung zur Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für Ältere entspricht eher den CDU-Absichten. Und das, nachdem Kurt Beck neulich beim Hamburger Parteitag so etwas wie einen kleinen Aufstand gegen den Koalitionspartner ausgerufen hatte.
Die Koalition sei unter ihren
Möglichkeiten geblieben, resümierte höflich-süffisant der scheidende
Arbeitsminister Franz Müntefering. Er geht aus triftigen privaten
Gründen - aber auch als politischer Verlierer gegenüber der Union und
in der eigenen Partei.
Nun hätten die Sozialdemokraten, die sich gestern über Wortbruch und
gar Verrat des Regierungspartners aufregten, zwei Optionen: den Bruch
der Koalition angesichts erheblicher Differenzen, die Befreiung aus
der Gefangenschaft der Konservativen, die Debatte über einen
sozialeren Politikansatz - oder das Weitermachen mit der Faust in der
Hosentasche. Entschieden haben sie sich fürs »Weiter so«. Das heißt
auch und vor allem: weiter von Angela Merkel vorgeführt zu werden.
»Das werden wir uns merken«, grummelte SPD-Generalsekretär Heil nach
der enttäuschenden Koalitionsnacht. Die Wähler werden sich wohl vor
allem eines merken: dass die SPD eisern bei der unseligen Agenda 2010
blieb und der Union durch alle Demütigungen hindurch die Treue
gehalten hat.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland