Südwest Presse: Kommentar zum Thema Steuerflucht
Archivmeldung vom 16.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEinerseits kann man sich, wenn man nicht zu den Reichen gehört, beruhigt zurücklehnen und dem Spektakel, das zu erwarten ist, mit gewisser Schadenfreude zuschauen. Eine vermutlich "vierstellige Zahl bekannter und unbekannter Leistungsträger", heißt es im Finanzministerium, habe die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Bochum am Wickel.
Sie alle sollen, wie der gestern zurückgetretene Postchef Klaus Zumwinkel, einen Teil ihres Vermögens kreativ nach Liechtenstein geschafft haben, wo es sich, in Stiftungen getarnt und versteckt, vermehrt hat - an der deutschen Steuerpflicht vorbei. Das ist absichtlich kriminell, und bald werden wir weitere Namen erfahren. Denn sie sind schon im Ministerium bekannt. Und wenn man sich des Medienauftriebs vor Zumwinkels Villa erinnert, kann man den Eindruck haben, dass auch die Staatsanwaltschaft mitteilungsfreudig ist. Andererseits kann sich in die Schadenfreude auch Bestürzung mischen - Bestürzung über die Moral unserer Geld-Elite. Was sind das für "bekannte Leistungsträger", die den Hals nicht voll bekommen können? Was sind das für Damen und Herren, die selbstherrlich glauben, ihren Führungsrollen gerecht zu werden, aber sich vor ihren Pflichten drücken? Zumwinkel hatte eine beträchtliche Fallhöhe. Man ist gespannt, wer als Nächster fällt - und von wie weit oben. Eine unverzichtbare Führungsqualität ist Anstand. Wer den nicht hat, zittert jetzt zu Recht.
Quelle: Südwest Presse