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Lausitzer Rundschau: Deutscher Afghanistan-Einsatz verlängert

Archivmeldung vom 08.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist das Eingeständnis einer gescheiterten Strategie, wenn jetzt die Bundesregierung gezwungen ist, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan auszuweiten. Seit mehr als sechs Jahren riskieren deutsche Soldaten ihr Leben in diesem Land, und doch hat sich die Sicherheitslage gerade in den vergangenen Monaten erheblich verschlechtert.

Die Konsequenzen aus diesem Scheitern werden allerdings bislang nicht gezogen. Es wird im Wesentlichen so weitergemacht wie bisher. Auch diesmal ist der Beschluss zur Verlängerung und Ausweitung des militärischen Mandats nicht an klare Auflagen zur zivilen Aufbauarbeit gebunden. Selbst die relativ bescheidenen Mittel, die dafür zur Verfügung stehen, werden oft nicht vollständig abgerufen. Vor allem aber agiert die Bundeswehr im Norden des Landes völlig losgelöst von dem immer blutigeren Krieg der USA und anderer Nato-Staaten im Osten und Süden. Aber Afghanistan lässt sich von Berlin aus nicht einfach nach Gutdünken in autonome Regionen unterteilen, die unabhängig voneinander befriedet werden können. Und die Entwicklung in Afghanistan ist auch nicht denkbar ohne die Vorgänge im Nachbarland Pakistan. Wer sich in der Region engagiert, sollte, muss sich auch beteiligen an den Fragen zur strategischen Ausrichtung des militärischen Vorgehens, zur Einsatztaktik, zu den diplomatischen wie politischen Zielvorgaben in dieser gefährdeten Region. Um diese Auseinandersetzung aber drückt sich die Bundesregierung in der Hoffnung, es würden anderswo schon irgendwann die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Dies wäre angesichts des bevorstehenden Wechsels im Weißen Haus zunächst auch noch verständlich. Aber die Drückebergerei hat ihren Grund ja weniger darin, dass ein geeigneter Ansprechpartner in den USA fehlt. Sie leitet sich viel mehr von der Scheu und wohl auch Unfähigkeit ab, Auslandseinsätze der Bundeswehr mit klaren Zielvorgaben zu verbinden. In manchem erinnert dieses Verhalten an die Blauäugigkeit, mit der Berlin auf die Meldungen zur Immobilienblase in den USA nicht weiter reagierte. Solche Ignoranz ist aber in Afghanistan nicht nur extrem teuer, sondern tödlich.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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