WAZ: Geist statt Glamour
Archivmeldung vom 12.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Guttenbergs - beliebt, berühmt und schön. Spricht aus der Verehrung, die ihnen die Wähler einer fad-grauen Republik entgegenbringen, auch die ungestillte Sehnsucht nach einem schillernden Prinzenpaar? Nach Glamour, Weltläufigkeit, Romantik und, ja, auch ein bisschen Kitsch?
Sicher. Je weiter sich Politik vom Alltag der Menschen löst, je abgehobener und abstrakter der politische Betrieb und die Debatten werden - siehe das endlose Hartz-Tauziehen, das kein Mensch mehr verstehen will -, desto größer wird die Lust auf Klarheit und Einfachheit. Guttenberg und die Riege der smarten Jungpolitiker scheinen dies zu bedienen, eher jedenfalls als ein grummelnder Schäuble oder ein polternder Gabriel. So gesehen sollte sich Guttenberg nicht zu viel auf seine Popularität einbilden. Die Verehrung strahlender Polithelden sollte als Auftrag verstanden werden, die Debatten wieder näher an den Bürger heranzuführen und sich verständlicher zu machen. Inhalte sollten zählen, nicht der schöne Schein, davon lebt Demokratie. Auch eine geistreiche Debatte, eine spannende Diskussion kann unterhaltsame Funken schlagen. Da gäbe es noch einigen Spielraum.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung