Allgemeine Zeitung Mainz: Reisen bildet
Archivmeldung vom 28.03.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Bahn, jedenfalls die deutsche, und die EU haben mindestens eine Gemeinsamkeit: Sie können gute Nachrichten und positive PR immer brauchen. Das Thema "Verspätungen" wird ein ewiges bleiben, und die Bistroküche der Bahn wurde gerade vom Gastrokritiker einer großen Frankfurter Zeitung filetiert, genauer gesagt: verbal hingerichtet. Da käme das subventionierte Ticket für Jugendliche gerade recht. Motto: Alle reden vom Ende Europas, wir nicht. Reisen bildet und hält Menschen im Gespräch. Wer sich nicht bekämpfen will, und sei es mit Vorurteilen, muss miteinander reden. Die Frage nach den Kosten: nun ja.
Man könnte die Jahresbezüge des EU-Kommissionspräsidenten darauf verwetten, dass die EU in ihrer langen Geschichte für weit weniger sinnvolle Dinge schon mal mehr Geld ausgegeben hat. Wenn die Kostenschätzung für die Interrail-Idee bei 1,2 bis 1,6 Milliarden Euro rangierte, stellt sich die Frage, ob da irgendwelche EU-spezifischen Teuermacher drinsteckten, auf die man ohnehin besser verzichtet hätte.
Es zeigt die Crux der EU, dass man dieses spezielle Thema ansprechen muss. Da sind Verbesserungen nötig - ohne, dass man die Idee des geeinten Europa deswegen auf den Müll der Geschichte werfen darf. Wie auch immer sich die Sache mit dem Geld letztlich darstellt: eine soziale Komponente sollte schon enthalten sein. EU-Steuergeld für Interrail-Tickets ist nicht dazu da, jungen Menschen zugute zu kommen, die von Papa gerade einen Porsche geschenkt bekommen haben. Der Ansatz, dass sich Interessenten mit sozialen Projekten bewerben, klingt jedenfalls erfolgversprechend.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz (ots) von Reinhard Breidenbach