Allg. Zeitung Mainz: zu Ernährungsgipfel
Archivmeldung vom 04.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDiese Welt könnte die Menschen, die auf ihr leben, problemlos ernähren und noch viel mehr. Dass wir dennoch eine globale Ernährungskrise erleben, ist auch unserem Versagen geschuldet.
Denn es mangelt weder an Anbauflächen noch an Transportkapazitäten, es sind vielmehr eingefahrene Strukturen und Marktmechanismen, die dafür sorgen, dass weltweit über 800 Millionen Menschen hungern. Natürlich sind hohe Ölpreise ein wichtiger Grund für die Verteuerung von Lebensmitteln, natürlich entzieht wachsende Nachfrage nach Biosprit den Nahrungsmittelmärkten viel Ware. Natürlich sorgt steigende Nachfrage nach Fleisch in China und Indien für steigende Getreidepreise. Natürlich kaufen Börsenspekulanten des schnellen Profits wegen skrupellos ganze Ernten auf und treiben so die Preise hoch. Noch viel schlimmer aber waren und sind die Auswirkungen der jahrzehntelangen Subventionierung von Agrarprodukten in Europa und den USA. Dagegen konnte die Konkurrenz aus der zweiten und dritten Welt nämlich nicht bestehen, die Folge war allzu oft der Niedergang nationaler Agrarstrukturen, zumal die Überschüsse aus Europa und Amerika genau dort auch noch konkurrenzlos billig losgeschlagen wurden. Damit sich die Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika auf Dauer wieder selbst versorgen können, brauchen sie Hilfe zur Selbsthilfe. Agrarfonds für Saatgut, Dünger und Bewässerungssysteme wären eine richtige, weil dauerhafte Lösung. Gerade einmal zehn Milliarden Dollar im Jahr würde dies kosten, belegen Experten. Welch eine lächerlich geringe Summe im Verhältnis zu dem, was immer noch Jahr für Jahr für Rüstung ausgegeben wird. Der UN-Gipfel in Rom hat eine große Chance, Weichen neu zu stellen. Alle wichtigen Nationen sind versammelt. Einem "Bündnis gegen den Hunger" stünde nichts im Wege.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz