Rheinische Post: Falsche Journalisten
Archivmeldung vom 23.12.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundeswehr prüft Vorwürfe, Soldaten hätten als Journalisten getarnt in Bosnien in Sachen US-Lager Guantanamo ermittelt. Natürlich darf das Militär zum Schutze der deutschen Soldaten in deren Umfeld auch in Bosnien Informationen sammeln.
Doch das muss im Rechtsrahmen
geschehen. Die Soldaten sind verpflichtet, Uniformen zu tragen, sie
müssen erkennbar sein. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) ist ein
Teil der Streitkräfte. Er gewinnt seine Informationen aus offen
zugänglichen Quellen und durch offene Befragungen. Das muss auch beim
deutschen Balkaneinsatz gelten. Militärische Nachrichtenermittlung
ist nicht tabu, aber die Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Das Verhalten dieser Soldaten gefährdet journalistische Arbeit. Wenn
die Trennlinien zwischen beiden derart verwischt werden, kann es für
die Presse gefährlich werden. In Krisengebieten geraten
Pressevertreter rasch in den Verdacht, nicht unabhängig zu arbeiten,
sondern von Staaten, Sicherheitskräften oder Geheimdiensten geleitet
zu werden. Im Irak-Krieg waren vor allem US-Journalisten "embedded",
das heißt, ihr Blick war nicht mehr unabhängig. Es darf nicht so
sein, dass nun im Journalismus Soldaten "embedded" sind. Das wäre der
falsche Weg.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post