Leipziger Volkszeitung zu Zulassungsverbot für Autos mit hohem Spritverbrauch
Archivmeldung vom 08.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZeit ist Geld. Aber nicht nur deshalb drückt gern mal der eine oder andere Autofahrer etwas stärker aufs Gaspedal. Viele verbinden damit Lebensfreude und befriedigen ihre Sehnsucht nach Mobilität und Freiheit. Dafür kann das Auto oftmals nicht groß und PS-stark genug sein. Entsprechend hoch sind Benzinverbrauch und CO2-Ausstoß sowie die Belastung der Umwelt. Mit einem rigorosen Schnitt soll dem nun der Boden entzogen werden.
Nach dem Motto "Wer nicht hören will, muss fühlen" fordern der Naturschutzbund und die Deutsche Umwelthilfe, die Zulassung von Autos mit hohem Kraftstoffverbrauch ab 2015 in der EU zu verbieten. Der Vorschlag ist absurd. Er wäre ein scharfer Eingriff in Marktmechanismen. Mit ihm würden einseitig Hersteller großer Fahrzeuge bestraft - allen voran deutsche Firmen wie Daimler, BMW und Porsche. Italienische, französische und japanische Rivalen, die vor allem Kleinwagen montieren, hätten hingegen bessere Karten. Abgesehen davon, würde mit einem derartigen Einschnitt eine Verminderung des CO2-Ausstoßes insgesamt in Deutschland oder gar Europa längst nicht gesichert. Was, wenn immer häufiger unnütze Fahrten kleiner Karossen den erhofften Einspareffekt wieder zunichte machen? Was, wenn es noch öfter Staus auf Autobahnen gibt? Sie verursachen bereits jetzt in Deutschland einen zusätzlichen Benzinverbrauch von 288 Millionen Liter pro Jahr. Das macht 714000 Extra-Tonnen Kohlendioxid aus. 320000 Stunden stecken jährlich bundesweit Verkehrsteilnehmer fest. Daran änderte auch ein Verbot von Super-Schlitten nichts. Solche populistischen Einzelvorstöße taugen kaum dazu, auf Dauer die Klimaschädigungen zu reduzieren. Um die Gesamtbilanz zu verbesseren, tut ein ganzes Bündel an Schritten Not. Die EU-Pläne zur Reduzierung der CO2-Abgaben von Neuwagen gehen in die richtige Richtung. Danach müssen alle Anbieter ab 2012 den Kohlendioxid-Ausstoß auf durchschnittlich höchstens 120 Gramm je Kilometer begrenzen. Sonst drohen Strafzahlungen, die pro Gramm mehr bis 2015 auf 95 Euro steigen sollen. Sinnvoll wäre auch ein von Experten favorisierter CO2-Emissionshandel für die Autoindustrie. Jeder Hersteller müsste dann für seine gesamte Neuwagenflotte entsprechend Zertifikate kaufen. Wobei eine Börse nur so viele davon anbietet, dass in der Summe pro Neufahrzeug durchschnittlich die 120 Gramm bereitgestellt werden. Wer für seine Produktionsmenge und -palette mehr benötigt, muss zukaufen, wer weniger braucht, kann verkaufen und zusätzlich verdienen. Das schafft handfeste Anreize für die Firmen, möglichst spritsparende Automobile auf den Markt zu bringen. Nicht zuletzt kann mit Steuerbegünstigungen für die "Sauberen" der Autokauf gelenkt und das eine oder andere Gramm Verschmutzung verhindert werden. Schließlich sind mit moderner Verkehrsleittechnik noch flüssigere Fahrzeug-Ströme zu schaffen, die Stillstand auf den Straßen verringern. Auch das hilft, die Freude am Autofahren zu fördern.
Quelle: Leipziger Volkszeitung