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Neues Deutschland: Gezeichnet vom Gift

Archivmeldung vom 08.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Rotschlamm, der über sieben ungarische Dörfer hinweggeflossen ist, um dann in Raab und Donau zu gelangen, hat einen Vorteil gegenüber anderen giftigen Ausflüssen der Profitgier: Er ist sichtbar. Man kann genau sehen, wo Boden, Grundwasser und Uferzonen - vermutlich für Jahrzehnte - verseucht sein werden.

Man wünschte sich, dass die, die verantwortlich sind für die Katastrophe, ebenso gezeichnet wären. Nicht nur die Manager der privatisierten ungarischen Aluminiumindustrie liefen rotbraun umher. Auch ehemalige und aktuelle Budapester Regierungsgrößen wären so gezeichnet. Doch der politische Schlamm würde weiter fließen. Bis nach Brüssel, wo die EU zwar immer wieder Umweltschutz predigt, doch zu wenig unternimmt, um ihn auch durchzusetzen. Der Begriff Sicherheit kommt beim Gerangel um mehr Mehrwert meist nur in der resignativen Feststellung vor, dass die Versicherungssumme mehr als unzureichend ist. Nicht nur im Osten Europas.

Trotz schlimmster Unfälle findet die Industrielobby weiter Gelegenheiten, um der Politik mit möglichst wenig Kosten Zusagen für maximale Gewinne abzuschwatzen. Noch etwas sollte zu denken geben: Obwohl die Donau nach dem Raab-Einfluss noch durch sechs europäische Staaten fließt, bevor sie ins Schwarze Meer mündet, steht Ungarn allein. Keine Spur von der - laut Lissabon-Vertrag - qualitativ neuen EU-Katastrophenhilfe.

Quelle: Neues Deutschland

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