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Intensivpatient

Archivmeldung vom 07.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Luftfahrt und Reisebranche sind derart von den Auswirkungen des Coronavirus getroffen, dass viele Unternehmen fürchten müssen, dass ihnen die Luft ausgeht, bevor das Virus weit genug eingedämmt ist, um eine Normalisierung des Geschäftsbetriebs zuzulassen.

Hierzulande wird daher für Lufthansa und auch für Tui schon mal der Zugang zur Intensivstation vorbereitet und nach passenden Beatmungsmethoden gesucht, die im Ernstfall lebensrettend sein können. Während die Tui zunächst relativ schnell eine Kreditzusage der KfW eingeholt hat, wird bei der Lufthansa auch eine Staatsbeteiligung durchgespielt.

Dieses Extremszenario reflektiert die Bedeutung der Lufthansa als größte Airline Europas für die Branche als auch für die gesamte Logistikkette und die damit verbundenen Arbeitsplätze, nicht zu reden von einem deutschen Aushängeschild. Es ist daher kaum vorstellbar, dass der Staat die Airline ihrem Schicksal überlässt, falls es nicht gelingen sollte, bei einem Liquiditätsengpass auf "normalem" Wege an ausreichende Mittel der KfW zu kommen. Dies könnte erschwert sein, wenn die zu beteiligenden Geschäftsbanken das Risiko scheuen.

Derzeit ist das Risikoprofil der Lufthansa von der gewohnten Bonität tatsächlich weit entfernt. Analysten rechnen im ersten Halbjahr aufgrund der Stilllegung des Passagierflugbetriebs mit einem operativen Verlust von rund 5 Mrd. Euro. Obwohl der Konzern bei seinen 60 Prozent variablen Kosten dank Kurzarbeit, Einsparung von Treibstoff und anderer Kürzungen den Mittelabfluss eindämmen kann, wird ein Zahlungsausfall in der zweiten Jahreshälfte auch dann erwartet, wenn im Juli eine schrittweise Wiederaufnahme des Flugbetriebs erfolgt.

Staatsgarantien könnten daher notwendig werden, um eine Pleite der Lufthansa abzuwenden, eine Beteiligung braucht es dafür aber nicht. Auch wenn die Erholung des Luftverkehrs sich durch den konjunkturellen Einbruch verzögert und das Vorkrisenniveau wohl erst in Jahren wieder erreicht wird, müssen die Banken nicht fürchten, dass die Lufthansa daran nicht teilnehmen kann.

Eine "Beatmung" mit staatlich garantierten Krediten statt Eigenkapital lässt dem Management überdies mehr unternehmerischen Spielraum, was den Interessenausgleich aller Stakeholder angeht. So wird es bei einer langen Durststrecke den Geldgebern nicht zu vermitteln sein, dass die Lufthansa keine Anpassung der Personalkosten vornimmt. Einschnitte dort wird die Lufthansa strukturell schon aus Wettbewerbsgründen vornehmen müssen. Sie wären mit dem Staat als Anteilseigner deutlich schwerer umzusetzen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Heidi Rohde


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