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Aachener Nachrichten: Warum die Protektionismus-Kritik der EU verlogen ist

Archivmeldung vom 08.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Donald Trumps Pläne, Strafzölle auf bestimmte Importe aus der Europäischen Union zu verhängen, bringt diese aus verständlichen Gründen gegen ihn auf und ruft Gegenmaßnahmen auf den Plan. Viel steht auf dem Spiel: Arbeitsplätze, Existenzen, Wohlstand. Auch die diplomatischen Beziehungen dürfte die Debatte weiter belasten. Das können die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft nicht ernst genug nehmen.

Sie müssen alles daran setzen, einen drohenden Handelskrieg zu vermeiden. Denn ein solcher würde allen Beteiligten schaden. Wenn die EU in Gestalt von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker den Protektionismus des US-Präsidenten allerdings als "unfaire Praxis" bezeichnet, ist das verlogen. Und zynisch wird es, wenn Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, in diesem Zusammenhang den englischen Dichter John Donne bemüht: "Niemand ist eine Insel." Denn mit ihrem Protektionismus sorgt die EU seit Jahren dafür, dass Afrika eine arme Insel im globalen Wirtschaftsozean bleibt. Handel mit Afrika? Gerne.

Aber nur zu den Bedingungen der eindeutig stärkeren Seite: der EU. Nicht nur Entwicklungshilfeorganisationen prangern das seit langem an. Doch wenn sich etwas ändert, dann nur in Minischritten. Mit ihren milliardenschweren Agrarsubventionen verbilligt die EU nach wie vor ihre Exporte. Es ist diese unfaire Praxis, die dafür sorgt, dass Hähnchenschenkel aus Deutschland, Milchpulver aus Frankreich und Tomaten aus Italien die westafrikanischen Märkte überfluten. Einheimischen Produzenten und Händlern nimmt das die Lebensgrundlage. Übrigens auch ein Grund, weswegen ganze Familien aus ihren Heimatländern fliehen. Absurderweise pumpt Brüssel aber auch jedes Jahr Milliarden in Entwicklungshilfe. Damit wird unter anderem lokale Landwirtschaft in Westafrika gefördert. Fluchtursachen bekämpfen, nennt man das wohl.

Quelle: Aachener Nachrichten (ots) von Christina Merkelbach

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