Neues Deutschland: Zu Afghanistan
Archivmeldung vom 19.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Denkfall: Bei der Festnahme eines Verdächtigen in einer Dachgeschoss-Wohnung hat die Polizei die Mieter in allen darunter liegenden Etagen verprügelt. Sie entschuldigt sich, dass es von dem Verdächtigen feige sei, in einem Haus mit ansonsten unverdächtigen Mietern zu wohnen. Zulässig?
Nein, inakzeptabel. Aber
genau dieses Argument bemüht - in weit-aus schlimmeren Ausmaß - das
US-Militär immer wieder, wenn es in Afghanistan (und anderswo) so
genannte »Kollateralschäden« hinterlässt. Sieben Kinder tötete die
US-Luftwaffe bei einem Bombenangriff gestern in Ostafghanistan und
nannte es Feigheit der gesuchten Al-Qaida-Kämpfer, sich in der Nähe
einer Religionsschule versteckt zu haben. Ob es dieses Versteck
tatsächlich gab, wird fernab niemand beurteilen können. Die Feigheit
(und Brutalität) ist jedoch eine des US-Militärs, Angriffe in solchem
Umfeld zu fliegen und die Schuld für die Ermordung der Kinder
abzuschieben.
Aufzuwerfen ist auch eine Frage an die Bundeswehr: Ihre Tornados
liefern dem US-Militär Zieldaten. Auch in diesem Fall? Es sollte im
Bundestag nachgefragt werden. Vermutlich wird die Bundesregierung
antworten: Einzelheiten der Einsätze unterliegen der militärischen
Geheimhaltung. Wenn aber eine Aufklärung verweigert wird, ist der
Anfangsverdacht begründet, dass die Bundeswehr Beihilfe zu solchen
Morden leistet. Und der Generalbundesanwalt wäre verpflichtet, von
sich aus eine Ermittlung einzuleiten.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland