Neue OZ: Zuckerbrot und Peitsche
Archivmeldung vom 27.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWandel durch Handel: Diese Strategie hat der Westen bisher gegenüber China verfolgt - und ist bei Forderungen nach Demokratisierung und Beachtung der Menschenrechte gnadenlos gescheitert.
Nun will Chinas Machtclique offenbar Geld in die Hand nehmen: Nicht zuletzt, um dauerhaft Ordnung in der Unruheprovinz Tibet zu schaffen. Dies muss für die Bewohner des kargen Hochlandes zunächst nicht schlecht sein. Denn bisher sind sie vom wirtschaftlichen Fortschritt der großen Industriezentren des Landes weitgehend abgehängt. Werden von den Investitionen alle Bewohner des Hochlandes gleichermaßen profitieren? Wahrscheinlicher ist, dass dies vor allem die Han-Chinesen tun. Sie sitzen an den Schalthebeln der Wirtschaft und drängen im Zuge der von der Partei gesteuerten Zuwanderungspolitik die Tibeter auch numerisch immer mehr an den Rand.
Das Zuckerbrot des Investitionsplans folgt auf die Peitsche nach den Protesten von 2008. Damals wollten die Kommunisten eine Forderungsliste von den Exil- Tibetern haben - nur um diese dann empört zurückweisen zu können. Auch diesmal lässt ihre Rhetorik erkennen, dass sie kein ergebnisoffenes Gespräch über Autonomie, sondern nur ein Abnicken des Regierungsplans wünschen.
Wirtschaftliche Benachteiligung und Schikanen im Alltag: Die Lage der Tibeter ist aussichtslos. Zumal der Westen ihr Schicksal wieder weitgehend ignoriert. Er labt sich am Zuckerbrot der florierenden Handelsbeziehungen. Ansonsten duckt er sich ängstlich weg, weil er die chinesische Peitsche fürchtet.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung