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Börsen-Zeitung: Glückwunsch zum Jubiläum

Archivmeldung vom 24.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nicht ganz zehn Jahre ist es her, dass die US-Investmentbank Lehman Brothers beinahe für eine Kernschmelze des Finanzsystems gesorgt hat. Die Steuerzahler eilten der Branche daraufhin nicht nur in den USA mit milliardenschweren Rettungspaketen zu Hilfe. Gesetzgeber weltweit machten sich daran, die Bankenregulierung umzukrempeln, um vergleichbaren Krisen in Zukunft vorzubeugen. In Washington fanden diese Bemühungen in dem von den US-Senatoren Chris Dodd und Barney Frank vorangetriebenen Reformpaket ihren Ausdruck.

Der Dodd-Frank Act, der 2010 verabschiedet wurde, unterwarf viele Banken einer strengeren Aufsicht, erhöhte die Kapitalanforderungen an die Institute und untersagte ihnen den Handel auf eigene Rechnung, um nur einige Punkte zu nennen. Gerade noch rechtzeitig zum anstehenden Jubiläum des Falls von Lehman Brothers am 15. September hat der US-Kongress jetzt die bisher weitgehendsten Änderungen an Dodd-Frank vorgenommen. Die Branche soll von Anforderungen der Regulierung entlastet werden, wie es US-Präsident Donald Trump bereits im Wahlkampf versprochen hatte. Nach seinem Amtsantritt sah die Opposition in Washington argwöhnisch dabei zu, wie Trump einen ehemaligen Investmentbanker nach dem anderen in Spitzenpositionen holte und Gary Cohn, die ehemalige Nummer 2 bei Goldman Sachs, als seinen wichtigsten und mittlerweile wieder zurückgetretenen Wirtschaftsberater installierte, der sich auch um Dodd-Frank kümmern sollte.

Die Änderungsvorschläge, die jetzt auf dem Weg zum Präsidenten sind, machen der Wall Street bescheidene Geschenke. Hauptprofiteure sind kleine und mittelgroße Banken, ganz nach dem von Senatorin Heidi Heitkamp ausgegebenen Credo, dass es neben "too big to fail" auch "too small to succeed" gebe. Im Übrigen ist das Gesetz in Zeiten nie dagewesener Polarisierung in Washington ein seltenes Beispiel für einen gelungenen politischen Kompromiss. Für die Sorge, dass die USA zehn Jahre nach der Finanzkrise alle Vorsicht fahren lassen und die Bankenregulierung ganz über Bord werfen, gibt das Gesetz keinen Anlass. Die Umbauarbeiten haben allerdings gerade erst begonnen, und schon nächste Woche könnten die wichtigsten US-Aufsichtsbehörden Erleichterungen für den Eigenhandel ankündigen, hieß es zuletzt in Washington. Im ersten Quartal haben die US-Banken übrigens so viel wie noch nie verdient und die Konkurrenz in Europa weiter abgehängt. Glückwunsch zum Jubiläum.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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