Südwest Presse: Kommentar zu Bertelsmann
Archivmeldung vom 26.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist schon ein reichlich ungewöhnlicher Vorgang, wenn sich ein Eigentümer vehement gegen einen Börsengang wehrt, den er mit dem Verkauf von Anteilen einst selbst ermöglichte. Die Unternehmerfamilie Mohn hat zuletzt alles getan, um den Schritt zu verhindern.
Er hätte ihr mehr Aufmerksamkeit beschert, die sie nicht
wollte, mehr Öffentlichkeit, von der sie lebt, die sie aber scheut,
und mehr Kontrolle, die niemand so richtig haben will.
Ob das der amtierende Vorstand auch so sieht, steht auf einem anderen
Blatt. Denn der Rückkauf der Anteile kostet den Medienriesen 4,5
Milliarden Euro - eine Summe, die nach Einschätzung von Beobachtern
über dem Marktwert liegt und die auch die Gütersloher nicht so locker
aus ihrer Portokasse bezahlen können.
Vielmehr beschert ihnen der Deal zunächst eine Verschuldung, die die
eigenen Vorgaben sprengt und die dazu führen könnte, dass sich -
zumindest vorübergehend - die gesamte Finanzstruktur verschlechtert.
Ob die Rating-Agenturen Bertelsmann nach dem Rückkauf noch mit
denselben Noten beurteilen wie vorher, ist so gewiss nicht.
Es wird sich zeigen, ob es dem Medienkonzern gelingt, die hohen
Lasten so schnell wie erhofft aus dem ordentlichen Geschäft zu
tilgen. Wenn nicht, bliebe notgedrungen die Investitionsfähigkeit in
der sich rasant verändernden Branche auf der Strecke. Das kann
Bertelsmann nicht wollen.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse