Leipziger Volkszeitung zur Klausur der Bundesregierung:
Archivmeldung vom 11.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer große Wurf war es nicht, der von einer großen Koalition schon des Namens wegen zu erwarten gewesen wäre. 25 Milliarden Euro vom Bund sind es nun geworden, die der immer noch schleppenden Konjunktur in Deutschland Flügel verleihen sollen.
Weitere zehn Milliarden kommen Pi mal Daumen von den Ländern hinzu.
Das gestreckt über vier Jahre, was per anno schöngerechnet schlappe
8,75 Milliarden ausmacht. Für mehr reichte offensichtlich der Mut
nicht.
Wahrscheinlich weil die Koalitionäre mit Kassenwart Peer Steinbrück
an der Spitze gleichzeitig auch noch einen Konsolidierungskurs für
den Haushalt fahren wollen. Aus dem Blickwinkel des Stabilitätspaktes
und der drohenden Strafen Brüssels mag das vielleicht Sinn machen,
aus Sicht eines echten Wachstumsprogrammes ist das die Quadratur des
Kreises. Beides passt nicht zusammen.
Das zeigt das Beispiel USA. Dort wird, wenn die Konjunktur lahmt,
geklotzt und nicht kleinlich gekleckert. Unabhängig, ob gerade ein
Republikaner oder Demokrat die Nation führt. Und die US-Notenbank mit
Ex-Oberbanker Alan Greenspan hat das immer unterstützt. Mit niedrigen
Zinsen. Das ist in der Vergangenheit der Schlüssel für ein robustes
Wachstum gewesen und führte in der Regel dazu, dass die Amerikaner
ihre konjunkturellen Probleme schnell in den Griff bekamen. Ökonom
John Maynard Keynes lässt grüßen.
Wenn das der Geist sein soll, den Christ- und Sozialdemokraten auf
ihrer Klausur in Schloss Genshagen suchten, dann haben sie höchsten
einen in der Flasche gefunden. Denn für einen zusätzlichen Anschub
rückt die Bundesregierung zu wenig Geld heraus. Für nachhaltiges
Wachstum sind die paar Milliarden ohnehin indiskutabel. Ganz zu
schweigen, dass sich die europäische Zentralbank wohl kaum um
Genshagen scheren und zur Unterstützung die Zinsen senken wird. Auch
weil die Brandenburger Beschlüsse eines sind: weder Fisch noch
Fleisch.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung