Rheinische Post: Israels Sex-Affäre
Archivmeldung vom 17.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIsrael gerät innenpolitisch in Turbulenzen. Staatschef Mosche Katsav wird vorgeworfen, Mitarbeiterinnen vergewaltigt und sexuell belästigt zu haben. Seit August werden die Vorwürfe gebetsmühlenartig vorgebracht. Nun hat die Polizei aber Beweismittel vorgelegt.
Das verändert die Lage von Grund auf. Die
Öffentlichkeit fordert den Rücktritt ihres Staatsoberhauptes. Das
unappetitliche Thema hat die notwendige Aufarbeitung des
Libanon-Krieges und Unstimmigkeiten in der Koalition aus den
Schlagzeilen verdrängt. Kriegs-Ministerpräsident Olmert kann
erleichtert aufatmen: Die Nation beschäftigt sich nicht länger mit
seinem Libanon-Feldzug und der Frage, ob Israel nur noch bedingt
verteidigungsfähig ist.
Katsav muss daher zurücktreten. Das würde die Person vom höchsten Staatsamt trennen, das in seiner Autorität nicht beschädigt werden darf. Israels Politiker-Kaste ist ohnehin angeschlagen. Da wurden Volksvertreter der Bestechung beschuldigt und überführt. Olmert musste sich wegen eines Wohnungskaufs rechtfertigen, und vor Wochen trat sein Justizminister wegen sexueller Übergriffe zurück. Israel in der Krise? Diese Gefahr wächst. Dann beschäftigt sich das Land intensiv mit sich selbst und nicht mit dem Friedensprozess. Das wäre fatal.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post