Rheinische Post: Die Grenzen des Fortschritts
Archivmeldung vom 28.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMenschen im Bunker. Hunderttausende ohne Licht, ohne Heizung. Tiere notversorgt - Melken, Füttern, Tränken ohne Technik, also wieder von Hand. Flughafen blockiert. Züge stehen regungslos auf den Gleisen. Autos und Lastkraftwagen machen die Verkehrswege zu einer gigantischen, blockierten Blechlandschaft. Krankenhäuser, Altersheime - abgeschnitten von Energie, lahmgelegt vom Wetter.
Hier ist nicht
die Rede von einem Entwicklungsland. Wir reden über das
fortschrittliche Industrieland NRW. Viele haben schlechtes Wetter
vorausgesehen, aber kaum jemand das Chaos. Ein Land, das mit dem
Wetter nicht fertig wird - unvorstellbar in Deutschland. Seit dem
Wochenende nicht mehr.
Natürlich kann man besser vorbereitet sein auf so eine
Katastrophenlage. Sicher müssen sich die Energieversorger, allen
voran das ansonsten recht gewinnträchtige RWE, fragen lassen, ob sie
außer Geldverdienen eigentlich die wirklichen Unternehmensziele
ausreichend definiert, strukturiert und im Blick haben: Die
Versorgung der Bevölkerung mit Strom nämlich. Aber am Wochenende
haben wir auch gesehen: Tausende Helfer an Autobahnen, auf Flughäfen,
auf Bauernhöfen. NRW rückt zusammen im Chaos. Das immerhin ist eine
gute Botschaft. Es ist so selbstverständlich nicht. Aber es
funktioniert, wenn Naturgewalten den Menschen ihre Grenzen zeigen.
Und das haben sie getan am Wochenende.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post