Weser-Kurier: zur Insolvenz der P+S-Werften
Archivmeldung vom 30.08.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Auftragsbücher der P+S-Werften sind bestens gefüllt. Bis Mitte kommenden Jahres müssten sich die Schiffbauer in Wolgast und Stralsund eigentlich überhaupt keine Sorgen machen. Wie gesagt: eigentlich. Trotzdem ist die Werft aus ihrer letzten Krise vor drei Jahren direkt in die nächste Krise geschlittert. Reflexhaft könnte man sagen: Das ist eine Auswirkung der weithin bekannten Probleme der Schiffbaubranche in Deutschland und der ganzen Welt - deutliche Überkapazitäten und wenig Innovationen. Doch das wäre viel zu kurz gegriffen, denn die Auftragsbücher sind ja voll.
Der neue Geschäftsführer Rüdiger Fuchs meint, die Ursache für die Schieflage schnell ausgemacht zu haben: gravierende Fehler im Management. War es damals das krampfhafte Festhalten an Containerschiffen, ist es diesmal der völlig überstürzte Umbruch hin zu Spezialbauten. Trifft seine Behauptung zu, Schiffe seien zuletzt nach unvollständigen Unterlagen gebaut worden, ist dies ein handfester Skandal. Die Existenzen der rund 2000 Mitarbeiter im strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern wären leichtfertig aufs Spiel gesetzt worden. Da ist es auch kein Wunder, dass Neubauten noch Monate nach ihrem offiziellen Ablieferungstermin mit ungelösten technischen Problemen am Ausrüstungskai liegen und kein Geld einbringen. Bei den P+S-Werften geht es also vorwiegend um interne Probleme. Die gilt es so schnell wie möglich zu lösen. Geschäftsführer Fuchs bleibt dabei zu wünschen, dass er in den kommenden Monaten die Oberhand über die Werften behält. Ein Störfeuer durch nervöse Kunden und Zulieferer könnte die Rettungsaktion schnell vor unlösbare Aufgaben stellen. Setzen Management und Belegschaften alles daran, ihre Aufträge sauber abzuarbeiten, fließt auch schnell wieder Geld. Sogar auf Folgeaufträge können die Werften in Wolgast und Stralsund hoffen - ihre neuen Fachgebiete sind europaweit gefragt. So ist eine Rettung des Patienten P+S durchaus möglich.
Quelle: Weser-Kurier (ots)