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Berliner Morgenpost: "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde

Archivmeldung vom 26.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mark Zuckerberg ist US-Amerikaner, 25 Jahre alt, zumindest auf dem Papier Milliardär und jemand, der gern öffentlich in Badelatschen auftritt. Zuckerberg findet, dass der Wunsch nach Privatsphäre hier und heute keine soziale Norm mehr ist - und führt zum Beweis die eigene Firma an: Facebook, das größte soziale Netzwerk der Welt.

Können sich 400 Millionen Nutzer irren? Nun, die 400 Millionen Nutzer wissen zumindest nicht unbedingt, auf was sie sich da eingelassen haben. Von zehn untersuchten sozialen Netzwerken - sieben deutschen, drei amerikanischen - ist laut Stiftung Warentest keines ohne Mängel. Das Verdienst der Untersuchung ist, dass vor allem technische und rechtliche Gefahrenquellen detailliert aufgeschlüsselt wurden. Die soziale Komponente aber - Netzwerke als gesellschaftliches Phänomen und die tief greifenden Veränderungen der Kommunikation - können nur gestreift werden. Das lässt sich nicht testen wie ein Passwortschutz. Und doch ist genau das ein Problem. Im Netz braucht es spezifische soziale Fähigkeiten, und die sind teils noch unterentwickelt. Es fehlt mitunter die Einsicht: Man ist in sozialen Netzwerken nicht unter sich. Im Gegenteil. "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde, sondern unter Umständen einfach Menschen, die auch bei einem sozialen Netzwerk angemeldet sind und das Profilbild interessant fanden. Das kann, muss aber nicht harmlos sein. Trotzdem kann die Konsequenz weder eine massive Regulierung sein noch Kulturpessimismus, mit dem alles im Zusammenhang mit digitalen Medien und Internet seit je reichlich bedacht wurde und wird. Die Möglichkeiten sozialer Netzwerke, ob Facebook, Twitter, StudiVZ oder andere, sind riesig. Niemand kann sie in ihren Konsequenzen heute wirklich übersehen, denn die Entwicklung steht noch ganz am Anfang. Außerdem sind es vor allem Erwachsene, die sich da tummeln. Und von denen sollte man eine gewisse Umsicht verlangen dürfen. Unter den deutschen Nutzern von Facebook etwa hat die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen den größten Anteil. Und in den ersten beiden Monaten des Jahres 2010 ist die Zahl der Facebook-Nutzer, die älter sind als 35 Jahre, besonders stark gestiegen. Dennoch: Nach Angaben von Facebook sind fast eine Million Nutzer Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. Aber für deren Wohlergehen, auch im Internet, sind letztlich die Eltern mit verantwortlich. So wie wir gelernt haben, vorsichtig beim Kauf von Gebrauchtwagen zu sein, der Werbung zu misstrauen und Lebensmittel nicht allein nach der Gestaltung ihrer Verpackung zu beurteilen, müssen wir lernen, online vorsichtig zu sein - nicht paranoid, aber mit Bedacht zu agieren. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, dass die sozialen Netzwerke zusehends mehr gesellschaftliche Lebensbereiche berühren werden, dass sich Unternehmen einer Interaktion mit Kunden über Netzwerke werden öffnen müssen. Je schneller wir lernen, selbst zu überblicken und zu entscheiden, was wir als Teil eines Netzwerks tun und was nicht, desto besser.

Quelle: Berliner Morgenpost

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