Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Libanon
Archivmeldung vom 14.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Augen der Welt konzentrieren sich im Nahen Osten auf den schmalen Gazastreifen. Dabei braut sich im Libanon ein weiterer Krieg zusammen. Das geht aus Informationen hervor, die die libanesische Armee beim Vormarsch gefunden hat und die von übergelaufenen Palästinensen Fatah-il-Islam bestätigt werden.
Demnach
hat Syrien eine größere Offensive vorbereitet, die vom
»Flüchtlingslager« Nahr-el Bared ausgehen und das ganze Land erfassen
soll.
Selbst die UNO hat Fotos von Waffensystemen, die in die Lager
geschmuggelt werden, die von zwei Gruppen kontrolliert werden, die
von Syrien ferngesteuert werden.
Zu dem noch gespannten Stillhalten in den Lagern des Südens trägt
auch die Unsicherheit der schiitischen Hisbollah bei. Sie wartet ab,
ob die geplanten Operationen in eine Offensive münden, die geeignet
wäre, die Regierung in Beirut zu stürzen. Als Hinweis darauf darf die
Bemerkung des iranischen Präsidenten Mahmud Achmadinedschad gewertet
werden, der verkündete, dass der Countdown für »die Zerstörung des
zionistischen Gebildes« begonnen habe und dass diese Zerstörung vom
Libanon ausgehen werde.
Angesichts dieser deutlichen Hinweise kommt dem Kampf der
libanesischen Armee im Norden eine besondere Bedeutung zu. Er zieht
sich in die Länge. Aber die Führung der Armee ist fest entschlossen,
die neue Feuertaufe zu bestehen. »Entweder die Terroristen ergeben
sich und werden vor Gericht gestellt oder sie werden vernichtet«,
heißt es im Generalstab. Erstaunlich ist die Fähigkeit der Armee,
militärische Operationen im Verbund durchzuführen.
Dass die Kämpfe um Nahr el Bared sich so lange hinziehen liegt an
zwei Umständen. Zum einen handelt es sich bei den Flüchtlingslagern
meist um Festungen mit unterirdischen Anlagen. In diesen oft weit
verzweigten Bunkern verbarrikadieren sich die gut ausgebildeten
Terroristenverbände. Zum zweiten ist die Armee nicht bereit, auf
religiöse Gebäude wie Moscheen zu schießen, schon um Unruhe in den
eigenen Reihen zu vermeiden.
Diesen Umstand nutzen die Terroristen. Deshalb bleibt der Armee kaum
etwas anderes übrig, als das vermeintliche »Flüchtlingslager« zu
belagern und den Ring Haus für Haus enger zu ziehen.
Wenn es der libanesischen Armee nicht gelingt, die Schlacht um Nahr
el Bared für sich zu entscheiden, wird es zu einem neuen Krieg
kommen. Im Moment hat sie das Heft in der Hand.
Die Regierung hat eine Liste von 12 Richtern aufgestellt, aus der die
UNO vier wählen soll, die dann Mitglieder des Hariri-Tribunals sein
sollen. Dieses Tribunal zu verhindern war die Absicht der Syrer. Denn
das Urteil scheint gewiss und würde Damaskus isolieren oder derart in
Bedrängnis bringen, dass dem Regime nur noch die Alternative Frieden
mit Israel und damit Bruch des Bündnisses mit Iran oder aber Krieg
mit Israel als Ausweg zum Überleben bleibt. Offensichtlich hat man
sich in Damaskus für die zweite Option entschieden.
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt