Neue OZ: Die Spaltung der Linken
Archivmeldung vom 16.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAußerhalb des tiefroten Mikrokosmos ist kaum zu verstehen, warum die zuletzt vom Wähler verwöhnte Linkspartei sich in solche Personalquerelen verstricken konnte. Beim Knatsch um Bartsch, den aus dem Amt gedrängten Bundesgeschäftsführer, geht es natürlich auch darum, ob oder was der Parteimanager über das Liebesleben seines Chefs Lafontaine ausgeplaudert hat.
Entscheidend ist, dass die aggressiv sozialistische West-Linke um den Saarländer, Sahra Wagenknecht und andere, gegen deren Orthodoxie Ost-Linke wie Gysi, Bisky und Bartsch Waisenknaben sind, im innerparteilichen Kampf mit den Pragmatikern steht. Bartsch hat offenkundig die Krankheit Lafontaines ausgenutzt, um den ungeliebten Besserwessi auszubooten. Nun muss er büßen. Dass ausgerechnet sein Freund Gysi den Geschäftsführer zum Abschuss freigegeben hat, passt nicht ins Bild. Es kann nur damit zu tun haben, dass die Beweislage gegen Bartsch, was Indiskretionen gegen Lafontaine betrifft, wasserdicht ist.
Gysi hat also die Notbremse gezogen, Bartsch zieht die Konsequenzen, so viel Gehorsam steckt noch drin in den SED-Nachfolgern. De facto besiegelt Bartschs Abgang die Spaltung der Linkspartei. Ein Grund mehr für die SPD, dem Geschassten Asyl zu bieten. Viel hängt jetzt davon ab, was Lafontaine noch kann oder will.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung