Lausitzer Rundschau: Zu Bolivien/Präsidentenwahl: Sieg der Unterlegenen
Archivmeldung vom 20.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Wahlsieg von Evo Morales wird vielen Politikern im US-Außenamt und zahlreichen Managern in den Zentralen der europäischen und lateinamerikanischen Energiemultis eine schlaflose Nacht beschert haben. Denn Morales hat immer deutlich gemacht, dass internationale Firmen unter seiner Präsidentschaft nicht länger die hohen Gewinne außer Landes tragen können.
Er will die Rohstoffreserven
nationalisieren. Dafür ist er gewählt worden. Er will zudem – auch
zum Ärger der USA – den Anbau der Koka-Pflanze legalisieren, die in
Bolivien eine lange Tradition als Heil- und Nutzpflanze hat. Dafür
ist er gewählt worden. Und Morales ist vor allem dafür gewählt
worden, dass er den Indios eine Stimme gegeben hat, die seit der
spanischen Eroberung von der politischen und wirtschaftlichen
Entwicklung ausgeschlossen sind, aber zugleich den Großteil der
Bevölkerung bilden. Er wird der erste Präsident des Andenstaates
sein, der nicht aus der herrschenden Schicht der Weißen oder Mestizen
stammt. Letztlich hat sich mit dem Sieg des Linkskandidaten auch die
politische Landkarte Lateinamerikas verändert. Argentinien,
Brasilien, Venezuela, Uruguay und jetzt Bolivien – in all diesen
Ländern sind Regierungen an der Macht, die weniger
Wirtschaftsliberalismus und mehr Sozialstaat wollen, die dem offenen
Handel reserviert gegenüberstehen und sich mehr auf die eigenen,
lateinamerikanischen Stärken besinnen wollen. Kurzum: Die den USA und
deren Politik im „Hinterhof“ die Grenzen aufzeigen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau