Neue OZ: Bittere Wahrheiten
Archivmeldung vom 27.01.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAn schlechte Nachrichten musste sich gewöhnen, wer im abgelaufenen Jahrzehnt bei der Drogeriekette Ihr Platz beschäftigt war. Denn seit 2001 wurde sie fast pausenlos restrukturiert. Glücklich konnte sich schätzen, wer dabei nicht seinen Job verlor. Von rund 10 500 Mitarbeitern vor elf Jahren ist nur noch gut die Hälfte übrig.
Für die verbliebene Belegschaft ist daher die zweite Insolvenz innerhalb von sieben Jahren besonders bitter. Aber durch die enge Verflechtung von Ihr Platz mit der kurz zuvor pleitegegangenen Mutterfirma Schlecker war sie unausweichlich. Wahrscheinlich zwingen die Gläubiger den undurchschaubaren Familienkonzern in seiner jetzigen Notlage zu jener Transparenz, die sich mancher Beschäftigte schon lange gewünscht hat.
Das könnte auch Aussagen bestätigen, wonach Ihr Platz seit der Übernahme durch Schlecker im Jahr 2007 nie Geld verdient hat. Dabei hatte die zuvor in der Insolvenz von Finanzinvestoren aufpolierte Marke aus Sicht von Schlecker offenbar zum Rettungsanker werden sollen.
An weiteren Filialschließungen und Stellenstreichungen führt nun kein Weg mehr vorbei. Doch allein der Rotstift sichert das Überleben von Schlecker und Ihr Platz nicht. Kluge Sortiments- und Standortwahl, Freundlichkeit und Engagement müssen hinzukommen. Viele Mitarbeiter wissen das. Die Konzernführung muss mindestens so offen auf sie zugehen wie jetzt auf die Gläubiger.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)