WAZ: Kommentar zu: Chile wählt Frau an die Macht: Demokratische Reife
Archivmeldung vom 17.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Spektakuläre ist das Unspektakuläre. Chile hat die Sozialistin Bachelet zur Präsidentin gewählt. Eine Atheistin, die unter Diktator Pinochet gefoltert wurde und sich ins Exil flüchten konnte.
Die in der politische Mitte Chiles justierten
Christdemokraten machten geschlossen Wahlkampf für die Kandidatin,
die sie gemeinsam mit den Sozialisten aufgestellt hatten. Bachelets
konservativer Gegner, der Milliardär Pinera, gratuliert nach seiner
Niederlage aufrichtig. 15 Jahre nach dem Ende der Militärherrschaft
ist Chile mit weitem Abstand die stabilste Demokratie in Südamerika.
Von linkem oder rechtem Populismus, der bei den Nachbarn die Politik
seit langem oder wieder bestimmt, keine Spur. Pinochet, ein Symbol
für Staatsterror, ein Symbol für CIA-Aktivitäten in Lateinamerika,
ist Geschichte. Zwar lebt der uneinsichtige Greis noch, seinen
Einfluss hat er längst verloren. Auch bei den Parteien, die ihm einst
nahe standen. Pinera erklärte öffentlich, Pinochet sei der
schlechteste Präsident in der Vergangenheit gewesen. Chile ist wieder
das, was es lange war. Ein politisch geruhsames, dafür landschaftlich
spektakuläres Land.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung