Wiesbadener Kurier: Donnergipfel
Archivmeldung vom 19.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs hat kräftig gedonnert beim Russland-EU-Gipfel an der Wolga. Aber von einer reinigenden Wirkung des Gewitters kann nach den Gesprächen Angela Merkels mit Wladimir Putin keine Rede sein. Noch mehr als die mit brutaler Offenheit benannten sachlichen Differenzen sorgt die beim russischen Wahlvolk überaus gut ankommende polemisch-trotzige Abgrenzungspolitik des Kreml gegenüber dem Westen für eine Fortsetzung der angespannten Atmosphäre.
Mehr als eine geschäftsmäßig-distanzierte Kontaktpflege zwischen
Europa und Russland dürfte denn auch bis zum Ende des Moskauer
Parlaments- und Präsidenten-Wahlmarathons im Frühjahr nächsten Jahres
kaum zustande kommen. Weitere demonstrative Abgrenzungsmanöver Putins
- vielleicht schon beim G8-Treffen in Heiligendamm - nicht
ausgeschlossen!
In Samara hat die komplette Auflistung der Streitpunkte immerhin auch
die Agenda für eine künftige Verbesserung der Beziehungen
beschrieben. Unzweifelhaft sollte sich die Behandlung der russischen
Minderheit in den baltischen Staaten ändern. Ebenso die russische
Praxis, mit erpresserischen Mitteln Wirtschaftspolitik zu betreiben
wie jetzt gegenüber Polen.
Das beste Argument für eine auf lange Sicht wieder engere Beziehung
zwischen der EU und Russland bilden indes die beiderseitigen
Interessen. Das eurasische Riesenland mag sich den Umfragen zufolge
mental von Europa entfernen, wirtschaftlich profitieren alle Seiten
von der Nachbarschaft. Europa ist auf russisches Gas ebenso
angewiesen wie Russland auf europäische Investitionen zum Ausbau
seiner Infrastruktur. Wenigstens darüber scheinen sich Merkel und
Putin beim Donnergipfel in Samara einig gewesen zu sein.
Quelle: Pressemitteilung Wiesbadener Kurier