LVZ: Doppelter Erfolg
Archivmeldung vom 30.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchluss mit der Miesmacherei, nehmt das Positive zur Kenntnis! Der öffentliche Appell der Kanzlerin wirkt schräg, angesichts der verkrampften Gesundheitspolitik der Koalition.
Es erscheint auch
nicht sehr glaubwürdig, die gute Nachricht zu fordern und
gleichzeitig eine Luftbuchung bei der finanziellen Ausstattung der
Krankenkassen vorzunehmen, nur um von der ganz großen Baustelle
abzulenken. Erst das Geld in der Kasse haben und dann überlegen, ob
man es an andere Kassen umleiten kann. Dieses haushälterische
Einmaleins wäre auch der deutschen Regierungschefin zu empfehlen.
Aber das soll ja nicht das Lob blockieren, das an anderer Stelle
angebracht ist. Immerhin ist den Volksparteien mit dem Elterngeld -
beschlossen nach zehn Monaten Diskussion - ein Erfolg in doppelter
Hinsicht geglückt.Statt stur und stupide das Kindergeld als zentrale
Stellschraube zu begreifen, wird endlich mit staatlicher Förderung da
angesetzt, wo Förderung Sinn macht - bei der Entscheidung, wie sich
Beruf und Elternschaft vereinbaren lassen. Zudem ist eine durchdachte
Absicht zu erkennen, insbesondere gut ausgebildeten Lebenspartnern
Anreize zu bieten. Statt gut gemeinter Gießkannenpolitik, die bisher
betrieben wurde, nun also eine gezielte Förderung. Das verdient
Unterstützung, auch wenn sich nicht alle vom Berufsmutter-Status
einer Ursula von der Leyen angesprochen fühlen müssen.
Spannend wird das Elterngeld, wenn die Jahre nach Elternzeit und
Wickel-Volontariat ins Blickfeld rücken. Moderne Familienpolitik
heißt beispielsweise auch, Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem
ersten Lebensjahr, und zwar flächendeckend. Hier kann nicht nur der
Westen vom Osten lernen, sondern an dieser Stelle wird konkret, was
es dieser Gesellschaft wert ist, Kinderfreundlichkeit zu beweisen.
Ein wenig beschleicht einen das Gefühl, die Familieninitiative der
großen Koalition könnte sich im Elterngeld schon erschöpft haben.
Dann allerdings wäre diese positive Einzelmaßnahme leider wieder nur
eine aus der Vielzahl deutscher Maßnahmen, die in erster Linie nur
gut gemeint sind.
Kinder machen glücklich, obwohl sie ein Armutsrisiko darstellen,
insbesondere für Alleinerziehende. Der Staat hat Idealvorstellungen,
wie Familien gestaltet sein sollen, aber er muss alles dafür tun,
individuelle Lebensentwürfe für Partnerschaft und Nachwuchs zu
schützen. Wäre das Elterngeld gedacht als Gebärprämie oder, wie von
der Linken gefordert, als Beitrag zur Umverteilung von oben nach
unten, dann käme der böse Verdacht auf, die Deutschen wollten doch in
erster Linie glücklos gründlich sein. Dann aber hätten die Kinder
bereits verloren, noch ehe sie auf der Welt sind. Das Elterngeld,
verstanden als Teil einer umfassenden Offensive zur besseren
Vereinbarkeit von Partnerschaft, Familie und Beruf, kann ein großer
Schritt in Richtung Glaubwürdigkeit sein. Das, Frau Merkel, wäre doch
etwas wirklich Positives, oder?
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung