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WAZ: Diskussion um Familienpolitik

Archivmeldung vom 07.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit sechs Monaten zur Tagesmutter, mit zwei Jahren in die Kita, mit sechs in die Ganztagsschule: Merken Sie was? In Deutschland wächst die "Generation Fremdbetreuung" heran und niemand weiß: Geht das eigentlich gut? Die Debatte schwelt - und CDU und SPD liegt viel daran, dass sie nicht ausgerechnet im Wahlkampf hochkocht.

In der Familienpolitik gibt es keine Patentrezepte. Was für Louise aus Tübingen gilt, kann für Aishe aus Marxloh verkehrt sein. Dennoch haben Bund und Länder die Weichen auf Jahre gestellt: Kinder sollen immer früher und immer länger außer Haus betreut werden - die Stichworte: Ausbau der Krippenplätze, Aufbau von Ganztagsschulen, die Debatte um das verpflichtende letzte Kindergartenjahr. Die Argumente: Mütter können früher wieder in den Beruf zurück, benachteiligte Kinder können besser gefördert werden, Einzelkinder wachsen im Rudel auf. Wer Gegenargumente hat, gilt schnell als Traditionshuber und Gleichstellungsbremse.

Dennoch: Müssen schon Zweijährige einen achtstündigen Kita-Tag haben, nur weil ihre Eltern im Acht-Stunden-Korsett gefangen sind? Sollten nicht Lebensarbeitsmodelle systematisch an Familienbedürfnissen ausgerichtet werden? Zweitens: Viele junge Mütter sehnen sich zurück an ihren Arbeitsplatz, weil sie gerne arbeiten, aber auch, weil sie sich mit dem Säugling sozial isoliert und geistig unterfordert fühlen. Muss die Lösung Krippe heißen? Könnten nicht auch private Netzwerke, die "kleinen Lebenskreise", wie CDU-Vordenker Kurt Biedenkopf das nennt, helfen? Drittens: Gute Fremdbetreuung ist teuer, die Kassen aber sind leer.

"Organisierte Traumata" nennt es der Kinder- und Jugendpsychologe Wolfgang Bergmann, wenn immer kleinere Kinder in viel zu großen Gruppen fremdbetreut werden. Polemiker erinnern an die Krippenpolitik in der DDR, Konservative liebäugeln mit Maßnahmen zur Aufwertung der familiären Betreuung - von der "Herdprämie" bis zum "Homeschooling", dem Unterricht im Elternhaus. Zwei Dinge sind jetzt schon sicher: Die Debatte um die Fremdbetreuung wird eines der wichtigsten Themen der Familienpolitik der nächsten Jahre. Und: Die "Generation Fremdbetreuung" ist kein Zufallsereignis. Sie ist die Folge weiblicher Berufsentscheidungen, mehr aber noch die Antwort auf heutige Berufsbedingungen und die staatliche Bildungspolitik nach Pisa. Es geht um Effizienzsteigerung, weniger um Freiheitsgewinn. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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