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Börsen-Zeitung: Ein starkes Signal

Archivmeldung vom 01.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit ihren Erwartungen liegen die Marktteilnehmer des Öfteren gründlich daneben. In dieser Woche haben sie aber ein gutes Gespür gezeigt, als sie auf kurz bevorstehende Krisenbekämpfungsmaßnahmen setzten. Dennoch waren die Märkte gestern verblüfft, wie die deutlichen Kurssteigerungen an den Aktienmärkten zeigen.

Denn mit ihrem Paukenschlag der global koordinierten Verbilligung der den Banken zur Verfügung gestellten Dollarliquidität haben die Währungshüter ein sehr starkes Signal gesetzt, das die Erwartungen der Märkte übertroffen hat. Sie haben nun die Gewissheit, dass die Notenbanken wie schon währendder Subprime- und Lehman-Brothers-Krise entschlossen sind, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um zu verhindern, dass die Staatsschulden- und Bankenkrise in eine Katastrophe mündet. Ihre Bereitschaft und Fähigkeit, entschlossen an einem Strang zu ziehen, steht überdies in Kontrast zum Eindruck der Uneinigkeit und eingeschränkten Handlungsfähigkeit, den die Regierungen des Euroraums derzeit hinterlassen.

Die koordinierte Aktion war aber auch bitter nötig. Es ist gut möglich, dass sie sogar von einer bedrohlichen Liquiditätslage bei einem großen Haus veranlasst wurde, wie gestern spekuliert wurde. Aber auch unabhängig davon ist es fünf vor zwölf. Die Euro-Regierungen brauchen bis zu einer tragfähigen Krisenlösung noch Zeit - Zeit, die sie aber nicht mehr haben. Trotz Bondkäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) unaufhaltsam steigende Staatsanleihezinsen in der Euro-Peripherie, zunehmende Refinanzierungsprobleme im Bankensektor, eine nicht abebbende Welle an Bonitätsherabstufungen für Staaten und Banken etc. - das alles zeigt, dass eine Abwärtsspirale in Gang gekommen ist. Wird die Entwicklung nicht aufgehalten, wird sich die Krise noch verschlimmern.

Aus diesem Grund wäre Entwarnung auch völlig verfehlt. Wie die Staatsanleihekäufe der EZB und die Hilfsprogramme für in Not geratene Staaten löst auch die neue Liquiditätshilfe der Notenbanken nicht die Probleme, sondern kuriert lediglich Symptome, d.h. die durch die Schuldenkrise ausgelösten Anspannungen im Geldmarkt bzw. Schwierigkeiten der Banken bei der Refinanzierung in Dollar. Soll der gestrige Paukenschlag nicht letztlich wirkungslos verpuffen, müssen in absehbarer Zeit auch Signale folgen, dass den Euro-Regierungen eine nachhaltige Lösung der Schuldenkrise gelingt. Nur so kann das unverzichtbare Vertrauen der Finanzmärkte in die Staatsfinanzen wieder hergestellt werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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