WAZ: Ein Clown verlässt die Bühne
Archivmeldung vom 03.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGottschalk geht - und die gute Nachricht ist: Es hängt nicht unser Leben davon ab. Dass man manchmal einen anderen Eindruck gewinnen konnte, liegt daran, dass der Mann mit dem Brokatjäckchen das geschafft hat, was in dieser Weise keinem mehr gelingt: Er hat Generationen vor dem Couchtisch vereint. Ob Schulkind, Teenie, Oma, Opa, Mama oder Papa - bei Gottschalk saß man zusammen in der Clubgarnitur oder auf dem Designersofa, beim Bierchen, Sekt oder beim Grünen Tee. Und montags sprach man immer noch drüber, im Büro wie an der Supermarkttheke.
Welche Sendung schafft das noch? Das lag übrigens nicht an den oft langweiligen Wetten. Auch nicht an den Superstars. Wie oft haben sich die Zuschauer beschwert, dass die Promis nur englisch redeten und ihr Auftritt ein reiner PR-Gag war. Der Star war er: Manchmal, im karierten Frack, fehlte nur noch die rote Nase. Gottschalk war ein Clown, nie eine Moderatoren-Maschine. Und er hat begriffen: Perfektion ist der Tod jeder Show. Er vergaß mal Text, verwechselte Leute - und setzte, ganz im Sinne Frankenfelds und Kulenkampffs auf das, was ankam: auf Understatement. Warum das Publikum ihn so geliebt hat, diesen großen Jungen? Vielleicht weil er seinen Zuschauern das Gefühl gab, wichtig zu sein.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)